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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,

von jeher beobachten Künstler*innen als Zeitzeug*innen gesellschaftliche Herausforderungen, Probleme, Atmosphären, Gefühlslagen und Zündstoffe und "übersetzen" sie in Kunst oder Musik. Die Coronapandemie, Rassismus und der Klimawandel sind wohl die drängendsten Themen unserer Zeit, mit denen sich Musiker*innen auf der ganzen Welt derzeit beschäftigen und es ist spannend, welche musikalischen Reflektionen dabei herausgekommen sind. Nicht selten haben sie Lösungen parat, manchmal fungieren sie als Aufklärer*innen: „Sometimes people don’t comprehend what’s going on until they hear a song about it”, schreibt Cynthia Erivo in den Liner Notes zu ihrem Song “Hero”.

Die Österreicherin TANYC hat die Zuverzicht, dass am Ende alles gut wird - dann könnte sie nämlich 2022 endlich mit ihrem ersten Soloalbum "Tanyc" (VÖ: 02.07.) auf Tour gehen. Bis dahin versüßen wir euch die Wartezeit und verlosen ihr Album unter allen, die uns bis 19.09. eine Mail schicken. Und wie immer gilt es noch ein Rätsel zu lösen: "Welche Künstlerin rechnet in einem Song mit rücksichtslosen Plattenbossen ab?" Die Antwort findet ihr im Newsletter. Vergesst nicht den Betreff "Verlosung" und eure Postadresse!

Eine schöne Zeit wünschen Euch mit sonnigen Grüßen,

Eure Mane & der Rest der Bande

 
 
THEMEN – AUSGABE SEPTEMBER 2021

1) YEBBA – „Dawn (Neo-Jazz | RnB | Pop)
2)
FALKEVIK – “New Constellations” (Jazz | Pop)
3) 
CYNTHIA ERIVO – “Ch. 1, Vs.1“ (Pop)
4) ELENA MÎNDRU & ADAM BALDYCH
– “Hope” (Jazz)
5) CARROUSEL -
"CINQ"
(Pop)

 
 
 
 
 
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1) YEBBA – „Dawn

Neo-Jazz | RnB | Pop (USA)

Es gibt diese wenigen Momente im Leben, in denen du eine Stimme hörst und sofort erkennst: hier ist jemand ganz Großes am Werk. Bei Adele ging es mir so, Amy Winehouse, Jeff Buckley und wenigen anderen. Aber die 26jährige Yebba aus West Memphis, Arkansas, die trotz ihrer jungen Jahre bereits einen Grammy (2019) und X-Kollaborationen von Ed Sheeran bis Drake vorweisen kann, toppt das jetzt mühelos mit ihrem Debüt-Album „Dawn“. Darin wandelt sie tiefe Trauer und Verletztlichkeit in wahrhaft himmlische Musik um. Der Titel kommt nicht von ungefähr: „Dawn“ ist der Spitzname ihrer Mutter, die sich 2016 das Leben nahm. Mit den Zeilen “How many years will it take for these tears to dry?“ beginnt der Opener und spendet zugleich Trost in der Trauer („These are the moments when I’m with you“). In "Louie Bag" rechnet sie mit den rücksichtslosen Plattenbossen ab, die versuchten, sie kurz nach dem Tod der Mutter zu einem Vertrag zu überreden. „All I Ever Wanted“ ist ein wunderschöner Lovesong, daneben gibt es ans Herz gehende Balladen wie „October Sky“ und „Paranoia Purple“, Originelles („Boomerang“, „Distance“) und zusätzliche Abwechslung durch Features von A$AP Rocky und Smino. Yebbas "larger-than-life voice" kann alles; in den Tiefen rau und geerdet, schraubt sie sich im nächsten Moment in erstaunliche Höhen (hab ich schon erwähnt, dass sie mit Gospel aufgewachsen ist?). Ihr Melodienreichtum ist enorm. No way, die Platte wird bei mir in Dauerschleife laufen und zu meinen all time favorites gekürt.

VÖ: 10.09.2021 | RCA Records | 12 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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2) FALKEVIK – “New Constellations”

Jazz | Pop (Norwegen)

Nach dem von der Kritik hochgelobten Debütalbum “Louder Than I’m Used To” folgt jetzt der zweite Streich des norwegischen Jazztrios. Falkevik sind nach ihrer Sängerin und Pianistin Julie Falkevik Tungevåg benannt, die auch einen Großteil der Songs geschrieben hat, ergänzt wird das Trio von Ellen Brekken an Kontra- und E-Bass und – anders als beim Debüt - Marius Trøan Hansen an Schlagzeug und Electronics (bei „Amplify Me“ ist zusätzlich Ola Kvernberg an der Viola zu hören). Den Lockdown nutzten sie, um intensiv zu jammen: „It was wonderful to have time to really dig into every song, and to let them grow in their own way”. Das Ergebnis ist die CD „New Constellations“, auf der sie "die Extreme deutlich erweitert haben". „Riffbased, playful and ‚Nordic‘“ beschreiben die drei ihren Sound. Mit ihrer sehr jung anmutenden Stimme singt Tungevåg vom Kurshalten („Keep The Coordinates“) und wie wir uns, obwohl wir manchmal das Gefühl haben stillzustehen, unmerklich verändern und so erst “wir selbst“ werden („Changeable“). Und manchmal blitzt der unbändige Wille durch, endlich wieder rauszugehen und das Leben mit anderen zu leben. Die Songs zentrieren sich um Tungevågs Stimme und ihr kraftvolles Pianospiel, angereichert mit Live-Elektronik und Effekten. Die Kompositionen sind wohltuend transparent, nichts ist zu viel. Am Ende beschließt wieder ein Song auf Norwegisch den Soundtrack. Falkevik sind am 22.09 beim Women in (e)motion Festival in Bremen zu erleben. Nix wie hin!

VÖ: 17.09.2021 | Drabant Music | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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3) CYNTHIA ERIVO – “Ch. 1, Vs.1“

Pop (USA)

„I have tried to paint you a picture of the places I have been. The people I have met and the life I’ve lived so far. Whatever you feel when you listen to these songs is something I have felt”, schreibt die Schauspielerin und Sängerin Cynthia Erivo im Booklet ihres Debüts. Das klingt gar nicht nach einer preisgekrönten Künstlerin, die mit ihren 34 Jahren bereits einen Emmy, Grammy und Tony Award gewonnen hat und für zwei Oscars nominiert wurde – auf der Kinoleinwand und auf Theater- und Musicalbühnen. Als Solosängerin beginnt sie ganz von vorn: mit dem ersten Vers des ersten Kapitels  („Ch.1, Vs. 1“). Ihr Album startet mit einem Blick auf das Smartphone und die entsetzlichen Nachrichten von Trump, Brexit & Co („And I die Inside“). Darin fragt sie, warum wir uns nicht der Verantwortung für die Welt stellen? In „Alive“ geht es um die Schatten der Vergangenheit und unbequeme, aber notwendige Erfahrungen. „Hero“ fängt den Horror der Coronapandemie ein, wurde dann aber vom Tod George Floyds eingeholt und unweigerlich zu seiner Hymne. Erivo ist eine starke Erzählerin, die mit wandlungsfähiger Stimme von Einsamkeit und Trauer, aber auch Liebe, Mitgefühl, gegenseitigem Support, Erfolg und Dankbarkeit singt und dabei – obschon gewohnt, in andere Rollen zu schlüpfen - ganz sie selbst ist. Und obwohl ihr Album auf dem berühmten Jazzlabel Verve Records erscheint, das Gesangsikoninnen wie Ella Fitzgerald hervorgebracht hat, ist es kein Jazzalbum; es bietet vielmehr einen unwiderstehlichen Mix aus Popsongs, grandiosen Balladen, A Cappella und Soul.

VÖ: 17.09.2021 | Universal/Verve Records | 12 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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4) ELENA MÎNDRU & ADAM BALDYCH – “Hope”

Jazz (Polen/Finnland/Rumänien)

Eine rumänische Sängerin, ein polnischer Geiger und eine finnische Band – drei Kulturen begegnen sich auf dem Album „Hope“. Die Jazzsängerin, Komponistin und Preisträgerin der Shure Montreux Jazz Voice Competition Elena Mîndru kam 2012 im Rahmen eines Graduiertenprogramms nach Finnland, wo sie bis heute lebt. Für ihr viertes Album haben sie und ihre Band den polnischen Geiger Adam Baldych ins Studio eingeladen, mit dem sie bereits eine dreijährige Zusammenarbeit verbindet. Gesang und Violine als Leadstimmen in einem Jazztrio - das ist schon allein eine seltene und interessante Kombination. Mîndru und Baldych sind noch dazu Künstler*innen mit großer Gestaltungskraft und ergänzen sich wunderbar. Auch ihrem Jazztrio, allen voran Tuomas J. Turunen am Piano, bleibt genügend Raum für Improvisation und ausgedehnte Spaziergänge. Ihr Album versteht Mîndru als Weckruf. Die Songs mögen eine dunkle und bedrohliche Realität beschreiben, aber: „… they also speak of the hope that these troubled times bring people together and make them more aware that we must do something to protect the world, the only one we have”, schreibt Mîndru im Booklet. „Foliage“ lädt zu einem zauberhaften Achtsamkeitsspaziergang durch den Wald ein. In „Blueberry“ drückt Adam Baldych mit ungemein gefühlvollem Spiel auf der Renaissance-Geige seine Freude über das Wunder eines neuen Lebens aus. Am Ende zeigen die Musiker*innen noch ihre ganz eigene, wunderbare Version von Stings‘ „Walking On The Moon“.

VÖ: 17.09.2021| Eclipse Music | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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5) CARROUSEL - "CINQ"

Pop (Frankreich)

Aus der französischen Schweiz kommen Sophie Burande und Léonard Gogniat, die als Duo Carrousel bereits seit 2007 zusammenarbeiten und auch privat ein Paar sind. „CINQ“ markiert ihr fünftes Studiowerk und es steckt voller beschwingter Popsongs, in denen ihre beiden Stimmen im Duett perfekt harmonieren. Das Songwriting geht Hand in Hand, die beiden schrieben ihre 12 neuen Songs im erzwungenen Lockdown und nahmen sie auf, während ihre Kinder im Nebenzimmer schliefen. Die Melodien klingen unbeschwert und fröhlich und natürlich gibt es auch hier wieder ein Corona-Zeitzeugnis: „La vie sauvage“ erzählt vom ruhigen Leben drinnen und vom wilden Leben draußen, das weiterging, als keine*r raus durfte. Mit diesem Album könnt ihr euch einen kleinen Urlaub vom Alltag gönnen. Oder ihr schaut mal bei ihrer Konzerttour vorbei.

VÖ: 03.09.2021| Jazzhaus Records | 12 Tracks | Infos

 
 
 
 
 

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Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas: 
Hildegard Bernasconi, Maria Bätzing, Marie Koppel & Mane Stelzer und 
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