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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,
die Corona Lockdowns haben viel künstlerische Freiheit freigesetzt - was sich auch in einigen Veröffentlichungen der letzten Wochen zeigt. Sie haben den Künstler*innen freie Zeit verschafft; Zeit, die ihnen sonst im harten Alltag zwischen Unterricht, Live spielen, Booking und Social Media PR nicht zur Verfügung steht. So können Ideen reifen und Erstaunliches entstehen wie beim neuen Album von Stephanie Neigel aka PHALLEÉ & BALDU "Zwischen den Zeilen" (s. #3). Wir verlosen ein Exemplar unter allen, die uns bis 23.10. eine Mail mit dem Betreff „Verlosung“, der Postadresse und der Antwort auf unsere heutige Gewinnspielfrage senden: "Welche hier vorgestellte Künstlerin nutzt eine moderne Marie Antoinette als künstlerisches Alter Ego?"
Liebste Grüße,
Eure Mane
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THEMEN – AUSGABE OKTOBER 2022
1) TERESA BERGMAN – “33, Single & Broke” (Jazz | Folk) 2) SASCHA LEY – “In Between” (Experimental | Jazz) 3) PHALLEÉ & BALDU – “Zwischen den Zeilen” (Pop) 4) ENKEL – „Love Hurts“ (Folk) 5) FEINHERB – „unterwegs“ (Jazz) 6) CONNIE HAN – „Secrets Of Inanna” (Jazz)
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1) TERESA BERGMAN – “33, Single & Broke”
Jazz | Folk (Neuseeland/Deutschland) Eine Frau in den Dreißigern, allein und verlassen, die sich bemüht, mit den Widrigkeiten des L(i)ebens zurecht zu kommen und dabei nicht zu verzweifeln. Das ist das Alter Ego der gebürtigen Neuseeländerin Teresa Bergman auf ihrem neuen Album. Eine Art moderne Marie Antoinette, die sich in „gesunder“ Wut schon mal in einen Bagger setzt und voller Lust Dinge zerstört. Erstmals tritt die Wahlberlinerin auf ihrem dritten Album als Musikerin und Produzentin in Personalunion auf und scharte im zweiten Lockdown eine sensible Band um sich: zu ihrer fantastischen Stimme und ausgefeilten Gitarrenbegleitung gesellen sich Bass, Piano, Drums und Backing-Vocals. Ihr Stil-Mix ist grandios, schon der Opener „Swallow“ umarmt Blues, Soul, Folkballade und Jazz in einem, könnte aber auch ein Musical eröffnen. „Checkout Tears“ und „Pandora“ sind berührende Balladen-Meisterwerke, die Gänsehaut erzeugen. „Nearly You“ beschließt das Album a Cappella mit den Zeilen: „And on that day under the October rain | a simple kiss to say enough | I hope you hold it dearly | and that you know how nearly you were loved”. Es ist diese Achtsamkeit für die kleinen, bedeutsamen Momente, Gedanken und Gefühle, die sie in wundervolle Musik zu gießen versteht, die die Stärken des Albums ausmachen. Ihre Texte um unerwiderte Liebe, das Unverständnis darüber, wie der andere tickt, die Enttäuschung über das sich-nicht-einlassen-Können sind ironisch getränkt, bei allem Leid bleibt aber stets ein Hoffnungsschimmer zurück. Es ist gut, wie es ist und wir sind okay, wie wir sind, scheint sie uns zuzurufen. Ein großartiges Album mit viel emotionalem Tiefgang.
VÖ: 07.10.2022 | Jazzhaus Records | 11 Tracks | Infos
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2) SASCHA LEY – “In Between”
Experimental | Jazz (Luxemburg) Piano, Synthie Sounds, Stimme, Geräusche und Effekte – das sind die Ingredienzen, die die Vokalistin, Schauspielerin und Performerin Sascha Ley auf ihrem ersten Soloalbum zu 17 experimentellen Tracks verarbeitet. Darauf ergründet sie, was sich mit der Stimme alles anstellen lässt - und das ist viel! Sie improvisiert, ruft, trillert, knurrt, hechelt und singt, hält Zwiesprache mit sich selbst, lotet verschiedene Resonanzen aus. Da sind spacig-entrückte Klanglandschaften und Stimmakrobatik („Playground“, „Circe Sings“), die ohne Worte auskommen, irgendwo zwischen Zap Mama, Björk, Pygmäen- und Joik-Gesängen. Aber sie ist auch eine großartige Erzählerin, die ihre Gedanken und Gefühle wie aus einem persönlichen Notizbuch vorträgt, sich mit Gegenwärtigkeit und Nostalgie, Träumen und Wünschen, Freiräumen und Endlichkeit, Intuition und Wandel beschäftigt. „I was inspired to IN BETWEEN mainly by personal themes like life and death, love and longing, freedom and expansion, the small detail and the great infinity, while standing in the so-called middle of life, the "in-between" that seems to be a constant transition”, sagt Ley über ihr Werk. Zwei Lieblings-Jazzsongs von Bill Strayhorn und Sun Ra rahmen ihre Kompositionen ein und auf einigen Stücken bearbeitet der Soundengineer Jean Pascal Boffo live ihren Gesang („Kintsugi“). VÖ: 12.10.2022 | JHM | 17 Tracks | Infos
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3) PHALLEÉ & BALDU – “Zwischen den Zeilen”
Pop (Deutschland) Welche*r Künstler*in will das nicht: kreativ arbeiten ohne Vorgaben, Erwartungen und Pflichten, loslegen und schauen, was passiert. Die Musikerin Phalleé aka Stephanie Neigel, bekannt als Jazzsängerin (Les Brünettes, Söhne Mannheim Jazz Department), hat sich mit dem Schlagzeuger und Produzenten Tommy Baldu (Six Was Nine, Laith Al-Deen) im Corona-Lockdown die Freiheit herausgenommen, ein ganz neues Kapitel in ihrer Biografie aufzuschlagen. Ihre acht Songs sind voller Fragen: Wie wo wann macht Leben Sinn? Wo gehen wir hin, wo wollen wir sein, wo stehen wir? Verlieren wir gerade alles oder gewinnen wir etwas neu? Sie singt von den inneren Stimmen, die manchmal miteinander ringen, von den „Monstern“, die jede*r von uns – meist ungewollt - in sich trägt, von Zweifeln und Ängsten. Aber auch von der Sehnsucht, in eine stillere Welt abtauchen zu können ("Tief im Meer"). „Gesichter“ ruft uns in Erinnerung, wie fragil unser Frieden und Wohlstand sind. „Vor der Wahl“ stellt klar, dass wir es alle in der Hand haben, ob wir nur nehmen oder auch geben und die Welt ein bisschen besser machen. Phalleés Gesang & Spoken Words kommen uns auf der Platte ganz nah, sie klingt persönlich und intim wie nie zuvor, begleitet von collagenhafter Musik, die sich Zeit lässt, auf Nebengleise abbiegt, hörspielartig Geräusche einsetzt. Mehr Werkschau als durchchoreografiert, trotzdem wohl gesetzt. Ein Soundtrack zum Innehalten und Nachspüren. VÖ: 30.09.2022 | Phalleé & Baldu Records | 8 Tracks | Infos
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4) ENKEL – „Love Hurts“
Folk (Finnland) Seit fast zehn Jahren bringen Miia Palomäki, Leija Lautamaja, Iida Savolainen und Maija Pokela mit Knopfakkordeon, Kantele, Bratsche und vier schönen Stimmen traditionelle finnische Folkmusik unter die Leute. Auf ihrem dritten Album „Love Hurts“ dreht sich alles um die Liebe: um die Freude, eine*n Seelenverwandte*n gefunden zu haben, Freundschaft, die seit der Kindheit ein Leben lang hält, gute Gesellschaft, aber auch um Liebeskummer, Abschiede und Liebe in Kriegszeiten. Traditionelle Tanzlieder, Melodien aus dem Mittelalter und Eigenkompositionen wechseln sich ab und wurden von den vier Musikerinnen mit viel Sorgfalt arrangiert. Die 12 Songs machen gute Laune und stimmen hoffnungsfroh – ein Lichtblick in der kommenden trüben Jahreszeit. Im Oktober sind sie auf Deutschlandtour, das solltet ihr nicht verpassen! VÖ: 07.10.2022 | Nordic Notes | 12 Tracks | Infos
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5) FEINHERB – „unterwegs“
Jazz (Deutschland) Feinherbe Schokolade gehört zu meinen Favoriten: ein feiner Schmelz, nicht zu süß und nicht zu bitter. Die Frankfurter Jazzmusiker*innen des Trios Feinherb haben diese unwiderstehliche Kombi zu ihrem Konzept gemacht. Gerade ist ihr neues, viertes Studioalbum „unterwegs“ erschienen. Darauf begeben sich die drei auf eine Reise mit teils unbekanntem Ziel. Fünf Stücke sind nämlich live bei Sessions im Studio des Abbey Road Institutes entstanden, sechs Kompositionen stammen aus der Feder der einzelnen Bandmitglieder. Wo die Improvisation aufhört und die Komposition beginnt, ist kaum herauszuhören, hier erklingt Instant Composing at its best. Die E-Gitarristin Katrin Zurborg hat die Band 2007 gegründet, seit dem letzten Album „Wait A Minute“ spielen sie und der Schlagzeuger Kuno Wagner mit Cordula Hamacher (Saxofon) zusammen. E-Gitarre und Tenor- und Sopran-Saxofone spielen sich gekonnt die Bälle zu, Wagner liefert dazu die passenden Schlagzeugfundamente. „unterwegs“ ist ein hörenswerter, meist entspannter Roadtrip, der von Transsilvanien über Berg und Tal zu einem Oktopus im Meer führt und auch manche Pause (am See) erlaubt. VÖ: 19.09.2022 | Cord Records | 11 Tracks | Infos
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6) CONNIE HAN – „Secrets Of Inanna”
Jazz (USA) Um die älteste Gottheit, die mit Liebe, Schönheit, Fruchtbarkeit und Krieg assoziiert wird, geht es im neuen Album der US-amerikanischen Pianistin und Komponistin Connie Han. „Secrets Of Inanna“ ist größtenteils von einem alten sumerischen Epos inspiriert, das die Reise der Göttin aus dem Himmel in die Unterwelt beschreibt. Tod und Wiedergeburt der Göttin bilden denn auch das Tableau, das die 12 Stücke erzählen. Han stammt aus einer Musikerfamilie in Los Angeles und entdeckte den Jazz, als sie die Los Angeles County High School for the Arts besuchte. Der Schlagzeuger Bill Wysaske war ihr damaliger Mentor und Produzent ihrer ersten Alben; er ist auch auf dem neuen Longplayer für einige Kompositionen und die Produktion verantwortlich. Während seine Kompositionen mehr das Licht und die Schönheit beschreiben, erforscht Han die dunkelsten Tiefen von Inannas Seele: „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Künstlerin einen Teil ihrer Seele opfern muss, um Kunst mit Substanz und Qualität zu schaffen – körperlich, geistig und spirituell. Um etwas wirklich Schönes zu schaffen, muss der Künstler in die wilde Dunkelheit eintauchen, die in uns allen lebt. (...)Inanna hat das ultimative Opfer ihres eigenen Lebens in der Unterwelt bezahlt – alles, um sich ihren inneren Dämonen zu stellen, um ein ganzes und vollständiges Wesen zu werden.“ Eine erstaunliche Aussage für eine erst 26jährige Künstlerin, die aber bereits als „neuer Superstar des Jazzpiano“ gehandelt wird. VÖ: 23.09.2022 | Mack Avenue Music Group | 12 Tracks | Infos
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Auf MELODIVA findet Ihr weitere aktuelle CD-Reviews wie z.B. VIVIEN GOLDMAN PRESENTS REVENGE OF THE SHE-PUNKS sowie Infos, Reports und Konzert- und Workshoptermine.
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Wer diesen Newsletter trotz seines überaus informativen, sorgfältig recherchierten und interessanten Gehalts in Zukunft lieber nicht mehr bekommen möchte, kann sich hier austragen. Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas:
Hildegard Bernasconi, Maria Bätzing, Marie Koppel & Mane Stelzer und
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ein Projekt des Trägervereins: Frauen machen Musik e.V.,
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