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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,

golden leuchtet das Herbstlaub, winterlich-kühl ist die Luft. Dazu passt die neue, zauberhafte Scheibe der japanisch-polnischen Künstlerin YUMI ITO, die in Basel lebt. Seit gestern ist "Stardust Crystals" in den Plattenläden zu finden. Vielleicht könnt ihr sie aber auch schon jetzt bei unserer Verlosung gewinnen! Unsere Gewinnspielfrage heute lautet: "Welche Überraschung verbirgt sich im CD-Case einer hier vorgestellten Künstlerin?" Die Antwort findet ihr im Newsletter. Schickt sie uns bis 24.11.2020 per Mail mit dem Betreff "Verlosung" und ihr habt die Chance, eine von drei CDs zu gewinnen. Alles Gute und liebe Grüße in alle Winde,

Eurem MELODIVA-Redaktionsteam

 
 
THEMEN – AUSGABE NOVEMBER 2020

1) EMMA DONOVAN – „Crossover“ (Soul)
2) ISABEL FREY – „Millenial Bundist“
(Folk)
3) LIZZY – „March To A Different Drummer“ (Electro | Pop)
4) STAR FEMININE BAND
– „Star Feminine Band“ (World)
5) LIRAZ
– „Naz“
(Electropop | Folk

+++ WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA +++

 
 
 
 
 
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1) EMMA DONOVAN – „Crossover“

Soul (Australien)

Ein wuchtiges Soulalbum kommt dieser Tage von der indigenen Sängerin und Songwriterin Emma Donovan aus Australien, die mit der Band „The Putbacks“ ihre zweite CD veröffentlicht hat. Ein Album, das von ihrer warmen, voluminösen Stimme getragen wird und mit klassischem, amerikanischem Soul und Blues besticht, aber auch ihre traditionelle Musikkultur hineinwebt („Yarian Mitji“, „Warrell Creek Song“). In ihren 9 Songs taucht Donovan in die Geschichte ihrer Familie und ihre eigene Kindheit ein, in der Musik eine große Rolle spielte. Bereits im Alter von sieben Jahren begann sie, in der Band "The Donovans" der Familie ihrer Mutter zu singen, die zum Volk der Gumbaynggirr in New South Wales gehört. Sie sang, immer von ihrer Mutter begleitet und unterstützt, auch in der Kirche, bei Community-Veranstaltungen und in Talentshows. 2000 gründete sie ihre A Cappella-Gruppe The Stiff Gins, danach folgten ein Soloalbum und eine EP. 2007 wurde sie Teil der "The Black Arm Band", die die Widerstandsbewegung der Aboriginies musikalisch in Szene setzte und den Startschuss für eine neue Generation indigener Sänger*innen gab. 2015 lernte sie Musiker der Band The Putbacks kennen und gab mit ihnen ihr Debüt „Dawn“ heraus. Mit ihrem neuen Album setzt sich die erfolgreiche Zusammenarbeit fort, unterstützt vom Hiatus Kaiyote-Producer Paul Bender. Ein dunkel-schöner, berührender und gleichzeitig cooler Herbst-Soundtrack, an dem ich mich nicht satthören kann.

VÖ: 06.11.2020 | Hopestreet Rec. | 9 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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2) ISABEL FREY – „Millenial Bundist“

Folk | Klezmer (Österreich)

Ob Musik systemrelevant ist? Darauf hätte die Musikerin Isabel Frey eine deutliche Antwort. Die gebürtige Wienerin aus einer säkularen jüdischen Familie hat Soziologie und Politikwissenschaften studiert und engagiert sich politisch in diversen sozialen Bewegungen. Beide Identitäten verbindet sie nun auf ihrem Album „Millenial Bundist“. Der Titel ist angelehnt an die Tradition des jiddischen Arbeiterbundes, der größten jiddischsprachigen sozialistischen Partei in Osteuropa. Es sind Songs, die Geschichte schrieben - traditionelle Kampflieder aus der jiddischen Arbeiter*innenbewegung, Revolutions- und Widerstandslieder aus dem 19. Jahrhundert - und Volkslieder, die sie neu interpretiert. Und obwohl sie die 16 Lieder fast nur mit ihrer Gitarre und einer sporadischen Bassklarinette präsentiert – bei „Ale Vayber megn shtimen“ (Alle Frauen dürfen wählen) aus den 20er Jahren erklingt die Vienna Klezmer Session Band als Begleitung - wird die CD nicht langweilig. Im Booklet ist die Geschichte hinter den Songs und Freys Gedanken dazu nachzulesen. Da sind bekannte Lieder wie „Dire Gelt“, "Dona Dona" oder „Di Grine Kuzine“, das von der in die USA emigrierten Cousine erzählt, die nach vielen Jahren unter prekären Arbeitsbedingungen ihre Fröhlichkeit verloren hat. Daneben gibt es eine reiche politische Musikkultur von Russland über Polen und Belarus bis in die USA zu entdecken, die uns die Themen von damals in Erinnerung bringt, die an Brisanz nichts verloren haben: Ausbeutung, Migration, staatliche Repression und sexuelle Gewalt. Und mit dem Song „Daloy Politsey“ hat sie sich selbst in die Geschichte eingemischt, als sie damit 2019 nach dem Ibiza-Skandal auf einer Demo in Wien gegen die FPÖ aufgetreten ist.

VÖ: 25.09.2020 | Beste! Unterhaltung | 16 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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3) LIZZY – „March To A Different Drummer“

Electro | Pop (Deutschland)

Die Berliner Schlagzeugerin Lizzy ist bekannt für ihre genialen Ideen. 2016 machte sie mit einem Body-Pads-Anzug („wearable drum“) von sich reden, mit dem sie alle bis dato geltenden Grenzen aufhob und gleichzeitig singen, tanzen, Schlagzeug spielen und fancy aussehen konnte. Mit ihrer multidimensionalen Show „Happiness Machines“ brachte sie ihre persönliche Version von Glück unter die Leute, ermutigte zum eigenen Weg und zum aus-der-Reihe-Tanzen. Die Musik aus dieser Zeit ist jetzt auf ihrem neuen Album zu finden. Dass sie keine spinnerte Hupfdohle ist, zeigt ihr Hintergrund, der eine solide Jazzausbildung am Konservatorium in Amsterdam, Preise wie den Neuen Deutschen Jazzpreis und die Tatsache einschließt, dass sie eine gefragte Studio- und Livemusikerin in vielen Bands ist. Nun kommt also der neuste Streich, ihr Solodebüt „March To A Different Drummer“ und sie wäre nicht Lizzy, wenn sie nicht eine Überraschung für uns bereithielte. In ihrem CD-Case ist nämlich die "weltweit erste Hologram-Bühne" verborgen. Wer ein Smartphone mit QR-Code-Scanner und einen Internetanschluss besitzt, kann sich nach einer kurzen Bastelei ihr Video zu dem Song „Tiger“ als Hologram-Performance anschauen. Ihr energetisches Electropop-Album wird vor allem Tanzwütige begeistern, denn es bietet Dancefloor-Knaller zuhauf, vom Track „Attention“, der Trump, Putin und Kim Jong-un eins überzieht, zum Ohrwurm „Blue“ oder dem fast schon orchestralen „Pointbrass“. Dass sie auch zart und leise kann, beweist sie mit der schönen Ballade „Ode To Lennard“.

VÖ: 13.11.2020 | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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4) STAR FEMININE BAND – „Star Feminine Band“

World (Benin)

Kaum zu glauben, aber die sieben weiblichen Mitglieder der Star Feminine Band sind erst zwischen 11-17 Jahre alt und stammen aus einer abgelegenen Region im Nordwesten von Benin in Westafrika. Die ungewöhnliche Band hat der Musiker André Baleguemon zusammengestellt: „Im Norden haben Mädchen keine Möglichkeiten weiterzukommen und Frauen werden an den Rand gedrängt. Ich wollte einfach zeigen, wie wichtig Frauen in der Gesellschaft Nord-Benins sind, indem ich ein weibliches Orchester gründe“. Auf einen Radioaufruf, in dem er kostenfreien Musikunterricht anbot, meldeten sich Dutzende Mädchen ohne musikalische Erfahrungen. Einige waren so hoch motiviert, dass sich nach wenigen Workshops eine Band gründete. Die mauserte sich innerhalb weniger Jahre zu einer veritablen Liveband, die schon in über 50 Konzerten den Menschen auf dem Land eine kulturelle Abwechslung geboten hat. Noch wichtiger: sie sind auch als Botschafterinnen unterwegs. Sie ermutigen Mädchen dazu, in die Schule zu gehen, singen in verschiedenen Regionalsprachen und auf Französisch von allem, was sie bewegt: vom Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung, Missbrauch, Gewalt gegen Frauen, Selbstbestimmung und Freiheit. "Oh Afrikanerin, erhebe dich, Beninerin wach auf, du kannst Präsidentin oder Premierministerin werden, dein Land braucht dich, die Welt steht dir offen", heißt es im Song "Femme Africaine". Das tun sie so mitreißend, dass sie zu wichtigen Role Models geworden sind. 2021 bringen sie ihren quirligen Afropop nach Europa.

VÖ: 13.11.2020 | Born Bad Records | 8 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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5) LIRAZ – „Naz“

Electropop | Folk  (Israel/Iran)

Das Internet birgt viele unüberschaubare Gefahren für die Demokratie, es kann aber auch Grenzen überwinden und Menschen verbinden und es ihnen ermöglichen, sich über staatliche Repression hinwegzusetzen. So geschehen bei der zweiten CD-Produktion der israelisch-persischen Sängerin Liraz, die im wahrsten Sinne des Wortes Musik aus dem Underground präsentiert. Eineinhalb Jahre arbeiteten Musiker*innen aus dem Iran online mit ihr an ihren Songs, Musiker*innen, die anonym bleiben müssen, weil sie damit gegen Gesetze ihres Landes verstoßen. „Alle Stücke wurden in Tel Aviv und Teheran geschrieben. Für mich sind alle, die mitgearbeitet haben, meine Brüder. Hier leben wir in einer Demokratie, aber wir haben eine verrückte Regierung. Im Iran sind ihre Leben reglementiert, aber sie können in ihren Wohnungen machen, was sie wollen“, erzählt die Künstlerin, die schon lange in Tel Aviv lebt. Auf ihrem Album treffen traditionelle persische Instrumente auf pulsierende Club-Beats und Electropop. Manchmal brandet der Sound der iranischen Popmusik vor der Revolution auf, von Künstlerinnen wie Googoosh, die heute nicht mehr öffentlich auftreten dürfen. Wem sie die neuen Songs widmet, deutet schon der Titel der CD an: „Zan“ (Farsi für Frau) hat sie für die Frauen ihrer Familie geschrieben, Großmütter, die früh verheiratet wurden, Mütter, die um mehr Freiheit kämpfen, Töchter, die ihre eigenen Kämpfe bestehen müssen.

VÖ: 13.11.2020 | Glitterbeat Records | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA

Angesichts dunkler werdender Tage und aufziehender Herbststürme empfiehlt Christina Mohr als passende Begleitung STELLA SOMMERS neues Album „Northern Dancer“, dessen Songs in sich zu ruhen scheinen und doch in tausend dunkelbunten Farben schillern +++ Auch GINA SCHWARZ‘ neues Doppel-Album „Pannonica“, ein Querschnitt der gleichnamigen Konzertserie im Jazzclub Porgy & Bess in Wien, bekam eine klare Hörempfehlung von uns; Anja Klein erinnert es an die großen Fusion Jazz-Vertreter der 70er +++ Das LYNNE ARRIALE TRIO setzt mit „Chimes Of Freedom“ ein ebenso mutiges, wie wichtiges Statement für kulturelle Vielfalt und Integration, virtuos umgesetzt von Arriales Piano sowie Bass und Schlagzeug, schreibt Anja Klein +++ Fee Kuhn hat sich BETTE SMITH‘ neues Album „The Good The Bad And The Bette“ angehört und findet, dass der melodische Punk-Funk und die berührenden Soul-Balladen und Gospelsongs extrem tanzbar und partytauglich mit einer guten Prise musikalischen Humors daherkommen

 
 
 
 
 

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