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Liebe Melodiven, Freundinnen & Freunde!
Der heutige Newsletter ist ein echter Weltenbummler und präsentiert karibische Akkordeonklänge, groovigen Southern Blues, erdigen R'n'B und geschmeidigen Vocaljazz bis hin zu zeitloser Poetry aus dem Libanon und Schweden. Und wir haben noch ein Schmankerl: das fulminante Mainzer Duo BENDER & SCHILLINGER, das wir im letzten CD-Newsletter vorgestellt haben, gibt am 07.12. ein großes Konzert im Schlachthof in Wiesbaden. Wir haben die Ehre, 2 x 2 Tickets unter allen zu verlosen, die uns bis 21.11.2017 eine Mail mit dem Betreff "Verlosung" senden. Viel Glück!
Eure Mane & das MELODIVA-Redaktionsteam
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THEMEN – AUSGABE NOVEMBER 2017
1) SAMANTHA FISH – “Belle Of The West” (Blues | Country ) 2) LYDIE AUVRAY – „Madinina – Caribbean Collection“ (World) 3) ANNI ELIF – „Edith“ (World | Pop) 4) CÉLINE RUDOLPH & LIONEL LOUÉKE – “Obsession” (Jazz | Pop | World) 5) TANIA SALEH – “Intersection” (Electro | World) 6) GHALIA & MAMA’S BOYS – „Let The Demon’s Out“ (Rock'n'Roll | R'n'B)
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1) SAMANTHA FISH – “Belle Of The West”
(Blues | Country) (USA)
Samantha Fish wuchs in einer musikbegeisterten Familie in Kansas City, Missouri auf und lernte mit 15 Gitarre. Bereits mit 20 hatte sie ihre eigene Band und ihr erstes Album draußen. Das Blues-Label Ruf Records nahm sie unter Vertrag und Fish‘s Solodebüt (2011) gewann prompt einen Blues Music Award. Drei weitere Alben folgten, die Presse frohlockte, sie habe „die Tür zum patriarchalischen Bluesclub eingetreten“. Nach ihrem letzten, erst im März erschienenen Ausflug in den klassischen R’n’B („Chills & Fever), zeigt sie auf ihrem fünften Album wieder eine ganz neue Seite: „To me, this is a natural progression. It’s a storytelling record by a girl who grew up in the Midwest. It’s very personal. I really focused on the songwriting and vocals, the melodies and emotion, and on bringing another dimension to what I do. I love Mississippi blues; there’s something very soulful and very real about that style of music, so this was a chance to immerse myself in that". Ihre Songs hat sie mit ihrem Produzenten Luther Dickinson und weiteren lokalen Musikgrößen in der entspannt-ländlichen Atmosphäre der Zebra Ranch Studios in Mississippi aufgenommen. Der so entstandene seelenvolle Back-to-the-roots-Sound reißt mich sofort mit und verströmt ein ganz eigenes Flair irgendwo zwischen Southern Blues und Western Country. Fish zeigt sich als gefühlvolle Americana-Künstlerin, die erstmals auch Akustikgitarre spielt. Eine reiche Gitarrenvielfalt, tolle Backingvocals und Geigenklänge schaffen eine warme Atmosphäre, das Sahnehäubchen aber sind die Flötenmelodien von Shardé Thomas, die der Roots-Musik eine verspielte Note geben. Die junge Musikerin gilt als eine der letzten Vertreterinnen des sog. „Fife and Drum Blues“, die Fife ist eine aus Schilfrohr gefertigte einfache Querflöte. Herausragend!
VÖ: 17.11.2017 | Ruf Records | 11 Tracks | www.samanthafish.com
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2) LYDIE AUVRAY – „Madinina – Caribbean Collection“
World (Frankreich, Deutschland)
Ein 40jähriges Bühnenjubiläum – das gibt es nicht oft. Die französische Akkordeonistin Lydie Auvray aber hat es geschafft und hat dem Akkordeon in ihren Schaffensjahren zu neuer Popularität verholfen. In den 70ern kam sie nach Deutschland, war z.B. als Begleiterin von Klaus Hoffmann und Hannes Wader aktiv. 1981 brachte sie ihre erste eigene LP heraus und ging mit ihrer Band Auvrettes auf Tour. Von ihren Reisen nach Martinique inspiriert – sie war lange Jahre mit einem Martiniquesen verheiratet – hat sie immer wieder Stücke mit karibischem Einschlag geschrieben, die sie jetzt, pünktlich zum Jubiläum, in einem Album veröffentlicht. Madinina“ heißt diese Kollektion, was „Blumeninsel“ bedeutet und der alte Name Martiniques ist. Die 14 Stücke darauf stammen aus den Jahren 1987-2006. Was sofort auffällt, ist die ansteckende Fröhlichkeit dieser Musik, Stücke wie „N’oubliez pas“, „Annou alé“ und „Cré au lait“ gehen sofort in die Beine und machen das Album zu einem echten Gutelaune-Bringer in diesem eher trüben Herbst. In ihren Texten, vier Titel sind mit Gesang – setzt sie sich jedoch auch mit der Kehrseite des Palmenparadieses auseinander, macht uns bekannt mit einer einheimischen Bevölkerung, die von der Hand in den Mund lebt, und erzählt vom Niedergang der Traditionen. Wer sich von der Spielfreude der Band anstecken lassen möchte: Auvray ist bis 25.11. auf Tour.
VÖ: 03.11.2017 | Westpark Music | 14 Tracks | www.lydieauvray.de
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3) ANNI ELIF – „Edith“
World | Pop (Schweden)
„Zu Fuß musste ich die Sonnensysteme durchqueren, ehe ich den ersten Faden meines roten Kleides fand. Schon ahne ich mich selbst. Irgendwo im Weltraum hängt mein Herz, Funken strömen von ihm aus, erschüttern die Luft, hin zu anderen maßlosen Herzen“, so heißt die Übersetzung eines berührenden Gedichtes der finnisch-schwedischen Dichterin Edith Södergran (1892-1923), von der es heißt, sie habe die Moderne in die Literatur Schwedens und Finnlands gebracht. Gleichwohl wurde ihr die Anerkennung zu Lebzeiten versagt, zu direkt war ihre Sprache für die damalige Zeit. Sie starb verarmt früh an Tuberkulose. Karin Boye (1900-1941) war ebenfalls ihrer Zeit voraus, ihr Zukunftsroman "Kallocain" (1940) wird in Literaturlexika als ein "Höhepunkt schwedischer Prosa" beschrieben. Sie litt als lesbische Künstlerin an Depressionen und beging Selbstmord. Diesen beiden Frauen leiht die schwedische Sängerin, Cellistin und Komponistin Anni Elif auf ihrem ersten Soloalbum „Edith“ ihre Stimme. Und das tut sie eigenwillig und wandelbar, mit einem wunderbar rauen Timbre, irgendwo zwischen Tori Amos und Nina Hagen, eingebettet in einen von Klavier, Synthies, Monotron, Omnichord, Bassgitarre, Singender Säge, Effekten und einem traurigen Saxophon geschaffenen Klangkosmos. Ein Jammer nur, dass wir nicht teilhaben können an dieser so großartigen, bildgewaltigen Sprache, denn die Texte im Booklet sind nur auf Schwedisch abgedruckt. So bleibt uns nur die Wirkung der Musik. Was aber auch nicht das Schlechteste ist.
VÖ: 10.11.2017 | Eclipse Music | 10 Tracks | https://www.annielif.com/
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4) CÉLINE RUDOLPH & LIONEL LOUÉKE – “Obsession”
Jazz | Pop | World (USA/Deutschland)
„Die Duo-Besetzung ist die größte Herausforderung. Es gibt ebenso viele Risiken wie Freiheiten, was genau das ist, was ich daran so sehr mag“, sagt die mit dem Echo Jazz ausgezeichnete Sängerin Cèline Rudolph über ihr neustes Album „Obsession“, das sie mit dem Gitarristen Lionel Louéke (Herbie Hancock) eingespielt hat. Vor fünf Jahren trafen sich die beiden in Berlin und entdeckten viele Gemeinsamkeiten: er stammt aus dem französischsprachigen Benin, zog nach Paris, studierte Jazz in den USA, die Deutschfranzösin kommt aus Berlin, hörte viel afrikanische und brasilianische Musik. Kurz darauf nahmen sie einen Song zusammen auf, die Idee zu einem gemeinsamen Longplayer war geboren. Der Albumtitel „Obsession“ meint zum einen eine verrückte und unvernünftige Liebe, das Eintauchen und sich Hergeben, mit allem Risiko, in der Musik wie im Leben, aber auch das Adrenalin des wilden Moments, wie es z.B. bei Sessions entsteht. Beide singen und spielen abwechselnd oder allein Gitarre, wenn sie live auftreten, teilen sie sich Rudolph’s klassische Gitarre, die sie mit 13 von ihrer Mutter geschenkt bekommen hat. Diese sehr sympathische tiefe Seelenverwandtschaft ist zu hören, wenn sich die beiden in traumwandlerischer Symbiose auch in den vertracktesten Rhythmen in scheinbar müheloser Leichtigkeit sanft umeinander schlingen und miteinander verweben. In ihren Mal Englisch, Mal Französisch, Brasilianisch oder einer ganz eigenen Phantasiesprache gesungenen 10 Stücken harmonieren die beiden ganz fantastisch. Das ist so sanft und wohltuend wie eine warme Schokolade im eiskalten Winter.
VÖ: 27.10.2017 | Obesessions | 10 Tracks | https://www.celinerudolph.com/
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5) TANIA SALEH – “Intersection”
Electro | World (Libanon)
Die libanesische Singer-/Songwriterin und Streetart-Künstlerin mischt in ihrer Musik seit 1990 traditionelle arabische Klänge mit westlichen Genres und ist eine der wenigen weiblichen Stimmen der arabischen Welt. Ihre neue, sechste CD „Intersection“ ist ein Gesamtkunstwerk. Nicht nur hat sie darauf arabische Poesie vertont und eigene Songs geschrieben, im Booklet finden sich auch Fotos von ausdrucksstarken Gemälden, die sie in verschiedenen Ländern auf Wände gemalt hat. Ziel ihres Projektes ist es, die Kunst, Inspiration und die Menschlichkeit unter all den Trümmern der vielen vergangenen Kriege und des Chaos wieder auszugraben und daraus den Boden für eine gemeinsame Zukunft zu bereiten, gegen Fanatismus, Rassismus und Unterdrückung: “My humble aim, in this project, is to transmit the idea of a possible common cultural ground to the next Arab generations. After all, our dialects may differ, but we all speak the same language”. Anders als auf ihren früheren Alben hat sie sich von ihrem selbst kreierten Stil, einer Art „Arabischen Bossa Nova“, ab- und der elektronischen Musik zugewandt. Mit dem Produzenten und Underground-Künstler Khalil Judran aus Tunesien entwickelte sie diese genre- und grenzüberschreitende Arbeit, einen kühlen Electropop, gewürzt mit orientalischen Melodien. Trockene Beats und moderne Klangeffekte treffen auf Melodien von Violine, Klarinette, Kontrabass und Saxophon. Über allem Saleh’s gesprochene arabische Poetry und ihr wunderschöner Gesang.
VÖ: 10.11.2017 | Kirkelig Kulturverksted | 13 Tracks | www.taniasaleh.com
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6) GHALIA & MAMA’S BOYS – „Let The Demon’s Out“
Rock'n'Roll | R'n'B (Belgien)
Ghalia Vauthier, Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin in den Mittzwanzigern, begann ihre Karriere als Straßenmusikerin in ihrer Heimatstadt Brüssel und als Musikerin der Bands The Naphtalines und Voodoo Casino. Inspiriert von schwarzen Rhythm’n’Blues-Künstlerinnen der 50er Jahre wie Ruth Brown, Laverne Baker und Wynona Carr und mit einem Faible für Rock’n’Roll zog es sie in die USA, wo sie die Musikhochburgen des Landes von Chicago bis Mississippi in einer Art Pilgerfahrt abklapperte und sich nach und nach einen Namen machte. In Louisiana traf sie auf die Band Johnny Mastro & Mama’s Boys und es funkte auf Anhieb. Sie ging mit den 4 Musikern nach New Orleans, um die 12 Songs ihres Debüts – die meisten selbst geschrieben – im Studio live aufzunehmen. „Wir versuchen nicht, traditionellen Blues zu kopieren. Wir wollen vielmehr versuchen, das Songwriting und Spielen soweit voranzutreiben, dass wir etwas Neues und Frisches kreieren, während der Bluesvibe erhalten bleibt“, beschreibt Vauthier ihren Ansatz. Von dieser neuen Frische kommt bei mir nicht so viel an, auch wenn die Musik groovig-erdig ist und ordentlich die Post abgeht. Wenn aber Vauthier’s Stimme ihre typischen Rock’n’Roll-Jauchzer ausstößt und der Chor der "Muttersöhnchen" einfällt, geht die Symbiose aus gestandener Bluesband und Straßenmusikerin für mich am besten auf.
VÖ: 201.10.2017 | Ruf Records | 11 Tracks | https://de-de.facebook.com/ghaliaandmamasboys/
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Auf MELODIVA findet Ihr weitere CD-Reviews von DEE DEE BRIDGEWATER, KATI BRIENS DREAM BAND, ISABELLE BODENSEH & LORENZO PETROCCA, DIANNE REEVES, CÉCILE MCLORINT SALVANT, sowie Infos, Reports und Konzert- und Workshoptermine: http://www.melodiva.de.
Wenn Ihr Tipps & Infos für den nächsten Monat habt, meldet Euch wie immer bei uns unter musik@melodiva.de!
Wer diesen Newsletter trotz seines überaus informativen, sorgfältig recherchierten und interessanten Gehalts in Zukunft lieber nicht mehr bekommen möchte, kann sich hier austragen.
Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas:
Hildegard Bernasconi, Mane Stelzer, Susanne Peusquens und
die Vorstandsfrauen: Katrin Zurborg und Uta Wagner.
Copyright – http://www.frauenmusikbuero.de,
http://www.melodiva.de
fon: +49 (0)69-4960-848
IMPRESSUM: FRAUEN MUSIK BÜRO,
ein Projekt des Trägervereins: Frauen machen Musik e.V.,
Roßdorferstr. 24, 60385 Frankfurt, Vereinsregister Frankfurt Nr.: 9878
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