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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,

nur unter strengen Auflagen können Gastronomie, Kinos und Museen öffnen und auch kleinere Konzerte unter freiem Himmel sind mancherorts schon erlaubt. Aber bei den bisherigen Abstandsregelungen und Hygieneauflagen lohnt es sich für Veranstalter*innen kaum, zu gering wäre die Zahl der Besucher*innen. Deshalb appellieren wir an euch: unterstützt die Musiker*innen und Clubs weiter, denn ein Ende des kulturellen Lockdowns ist noch lange nicht in Sicht! Viele Akteur*innen geben jetzt Konzerte im Netz, für die ihr virtuellen Eintritt bezahlen könnt. Schaut mal in unserem Report über Livestreaming, unserem etwas anderen Festival-Report, unseren News und auf der Homepage eurer Lieblingsband oder eures Lieblingsclubs.

DIE TÜDELBAND wagt mit ihrem Platt-Pop den Spagat zwischen Landgasthof und Clubbühne, zwischen Fanta-Korn und Moscow-Mule, zwischen Heidi Kabel und Olli Schulz. Ihr neuester Streich ist mit „AHAB“ ein Crossover-Projekt, das die kulturelle Lücke zwischen Plattdeutscher Sprache und Modernem Theater schließt. Wir verlosen 3 CDs unter allen die uns bis 19.05. die folgende Gewinnspielfrage beantworten: "Wie werden die "weiblichen Popstars des Mittelalters" genannt, an die eine unserer heute vorgestellten CDs erinnert?" Die Antwort findet ihr in unseren CD-Tipps. Vergesst nicht den Betreff "Verlosung" und eure Postadresse!

Alles Liebe & liebe Grüße von

Eurem MELODIVA-Redaktionsteam

 
 
THEMEN – AUSGABE MAI 2020

1) AVEC – "Homesick"
(Folk | Pop)
2) SHIRLEY HOLMES – "Die Krone der Erschöpfung"
(Rock)
3) JESSIE REYEZ - "Before Love Came To Kill Us"
(R’n’B | Soul | HipHop)
4) WU FEI & ABIGAIL WASHBURN
– "Wu Fei & Abigail W."
(World | Folk
5) MARA ARANDA – “Trobairitz”
(World)
6) ELENA SHIRIN – "From A To B"
(Jazz | Soul | Pop )
+++ WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA/MELODITA +++

 
 
 
 
 
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1) AVEC – “Homesick”

Folk | Pop (Österreich)

Hinter dem Künstlerin-Namen Avec verbirgt sich die 1995 in Oberösterreich geborene Singer-/Songwriterin Miriam Hufnagl. Der MELODITA-Nachwuchsredaktion war sie bereits 2015 aufgefallen, als sie mit der Single „Granny“ von sich reden machte, in der sie die Alzheimer-Erkrankung ihrer Oma thematisiert hatte. Inzwischen kann sie auf einige Erfolge zurückblicken, hat schon mit Sting und Zucchero die Bühne geteilt und Preise bekommen; ihre Musik schaffte es gar ins Radio, TV und in die Werbung. Ihr drittes Album „Homesick“ ist das erste, das sie in Eigenregie mit ihrem langjährigen Freund und Kollegen Andreas Häuserer größtenteils zuhause in einem alten Bauernhaus aufgenommen hat. Es spiegelt die letzten drei prägenden Jahre ihrer musikalischen Karriere wider und zeigt, dass ihr Sound mehr Einflüsse aufgenommen hat, vielseitiger geworden ist - durch poppige Refrains mehr Leichtfüßigkeit bekommen hat. Geblieben sind ihre dunkle Stimme, die voller Melancholie ist, und ihre catchy tunes, die sich ohrwurmgleich in die Gehirnwindungen schleichen. Und das Schönste sind für mich immer noch ihre Liedanfänge, in denen ihre Stimme einem so nah ist. Da ist z.B. das grandiose „Dance Solo“, in dem sie zu Pianobegleitung einen Lover wegwünscht, oder „Mona“ und „Fire“ mit seinen bezaubernden Chören. Und am Schluss wird ihr Album von zwei Acoustic-Versionen von „Home“ und „Under Water“ gekrönt. Ein beeindruckendes Album, das euch in diesen Coronazeiten bestimmt schön zum Tanzen bringt.

VÖ: 27.03.2020 | earcandy recordings | 12 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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2) SHIRLEY HOLMES - "Die Krone der Erschöpfung"

Rock (Deutschland)

„Let's go: Atmen, laufen, essen, riechen...“, und noch einige essenzielle Aktivitäten mehr zählen Shirley Holmes im halsbrecherischen Tempo von „Binichbinich“ auf, Opener ihres aktuellen Albums, das gerade bei Rookie Records erschienen ist. Das Trio aus Berlin (Mel: Gitarre, Miss Ziggy: Bass, Chris: Drums) hat sich für die Aufnahmen von „Die Krone der Erschöpfung“ Tool- und Red-Hot-Chili-Peppers-Producerin Sylvia Massy an Bord geholt, weshalb die Platte unfassbar tight und trotz der stilistischen Bandbreite auf-den-Punkt klingt. Ob Grunge und Punkrock mit irre schnellen Gitarrenriffs („Wieder sehen“), mysteriöse Wave-Experimente („Auszeit“, „Wolf von Brandenburg“) oder gar die Coverversion eines APO-Protestklassikers („Der alte Krieg“ von Gerd Semmer): Shirley Holmes trauen sich alles zu und kriegen alles hin. Aus jedem Song lassen sich prophetische T-Shirt-Slogans ziehen, „Ich warte auf das Leben; oder ist das schon die Wirklichkeit?“, oder „Ich schmeiß' ne Runde Sprit und zünde Schubladen an“ - die beiden Riot Grrrls plus Bandkollege hauen Pointe um Pointe raus, sind waghalsig, wagemutig, schlau, lustig, böse und ironisch. Shirley Holmes passen wahrhaftig in keine Schublade und sorgen in diesen merkwürdigen Zeiten für die nötige Dosis Punkrockpower.

VÖ: 24.04.2020 | Rookie Records | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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3) JESSIE REYEZ - “Before Love Came To Kill Us”

R’n’B | Soul | HipHop (Kanada)

Das erste Album der 28jährigen Musikerin war noch gar nicht erschienen, da wurde Jessie Reyez bereits mit Platin und den Juno Awards belohnt, eine EP war gar als “Best Urban Contemporary Album” bei den Grammy Awards 2020 nominiert. Dass sie kein gecastetes Sternchen, sondern eine streitbare Künstlerin ist, bewies sie einmal mehr mit ihrem Kurzfilm „Gatekeeper“, in dem sie Sexismus und Ausbeutung in der Musikindustrie anprangert. Ihr Song & Video „Far Away“ kritisiert Trumps Abschiebepolitik und knüpft an ihre kolumbianischen Wurzeln an. Jetzt ist endlich ihr erster Longplayer erschienen und erobert längst die Charts. Die 14 Songs ihrer Platte, aber vor allem ihre Vevo-Live-Performances, in denen sie die „Keysongs“ des Albums vorstellt, weisen sie als künstlerisches Schwergewicht aus. Ganz oder gar nicht, hop oder top, “Kiss me, I’m the monster that you made”, “I love you to death” heißen Songzeilen von ihr, an anderer Stelle singt sie von „suicidal love roulette“. Keine kann die Liebe mit ihrer Großartigkeit, mit ihren Abgründen so dramatisch und furchterregend darstellen wie Reyez. So wütend werden wie sie und Klartext reden/rappen mit ihrem wilden Mix aus Raggamuffin, HipHop, Soul und R’n’B. Und gleichzeitig so sanft singen ("Intruders") und verletzlich klingen. “Her music, though it’s categorized as R&B, pulls together the impulses of folky singer-songwriters and syllable-spitting rappers as well as pop melody and hip-hop impact,” schreibt die New York Times. Und zwischen diesen Genres bewegt sie sich souverän. Mega.

VÖ: 27.03.2020 | FMLY/Island Records | 14 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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4) WU FEI & ABIGAIL WASHBURN – "Wu Fei & Abigail Washburn"

World | Folk (China/USA)

Die vereinende Kraft der Musik zeigen Wu Fei und Abigail Washburn auf ihrer ersten gemeinsamen CD. Kaum zu glauben: ein Banjo geht darauf mit der chinesischen Guzheng, chinesische Volkslieder mit amerikanischer Roots Music eine harmonische neue Verbindung ein. Wu Fei und Abigail Washburn sind Schwestern im Geiste und durch eine tiefe Freundschaft verbunden. Sie sind im gleichen Jahr geboren (1977), aber während Wu Fei als musikalisches Wunderkind aufwuchs, fand Abigail Washburn erst spät zu ihrem Instrument, beschäftigt sich aber seit den 90ern mit chinesischen Musiktraditionen. In ihren Zwanzigern lernten sich die beiden in den USA kennen, als Wu Fei dort freie Improvisation studierte. Im Laufe der Jahre liefen sie sich immer wieder über den Weg bis Wu Fei 2014 in die USA zog und ihre Arbeit am ersten gemeinsamen Album begann. Die Traditionen, auf die sich die beiden in ihrem Erstling beziehen, sind schon in sich divers: amerikanische Roots Music ist eine Melange aus den vielen musikalischen Kulturen der Einwanderer aus Afrika bis Schottland. Auch in China gibt es eine Fülle von musikalischen Traditionen und Sprachen. Wu Fei und Abigail Washburn schöpfen aus diesem reichhaltigen Kulturschatz und spüren ihrer Herkunft nach, sodass sich der Kauf einer physischen CD schon lohnt, um das Booklet zu lesen. In ihren impressionistischen Interpretationen verweben die Musikerinnen chinesische Dialekte mit englischen Texten und ihre kulturell so weit von einander entfernten Instrumente in einer meisterhaften Konversation.

VÖ: 15.05.2020 | Galileo MC | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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5) MARA ARANDA – “Trobairitz”

World (Spanien)

In den vielen Jahren ihrer Karriere hat Mara Aranda schon beeindruckende Alben herausgebracht, vor allem mit ihren sephardischen Veröffentlichungen hat sie Bekanntheit erlangt. Pünktlich zu ihrem 30. Bühnenjubiläum erscheint nun ihre neue CD, auf der sie an die Musik der "Trobairitz" erinnert. Die Trobairitz waren das weibliche Gegenstück zu den Trobadors im 11. bis 13. Jahrhundert im südlichen Frankreich, im Sprachgebiet des Okzitanischen. Wahrscheinlich gab es nur 30-50 Musikerinnen, rund 20 dieser Dichtersängerinnen sind heute namentlich bekannt, nur eine Dichtung ist mit Melodie überliefert: „A chantar“ von Beatriz de Dia, auch bekannt als „die Comtessa de Dia“. Neben dieser Melodie sind acht weitere auf dem Album zu hören. Den Trobairitz wird eine aktive Rolle im kulturellen und literarischen Leben im südlichen Frankreich zugesprochen, sie waren quasi die „Popstars des Mittelalters“. Ihr Liedgut reicht von Erotik zu kritischen oder ironischen Texten, meist über Männer. Leider ist das ausführliche Booklet nur in spanischer und portugiesischer Sprache, aber die Musik lässt sich auch so genießen. Mara Aranda zaubert mit ihren vier Mitstreiterinnen an mittelalterlichen Lauten, Leiern, Flöten, Fideln, Trommeln, Harfen und Gesang einen großartigen Soundtrack, mit dem sich vortrefflich virtuell durch die Zeit reisen lässt.

VÖ: 24.04.2020 | Montesa | 9 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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6) ELENA SHIRIN – "From A To B"

Jazz | Soul | Pop (Österreich)

10 years of creation. 13 Compositions written between age 12 to 22. From a walz to a techno beat. From Vienna to NYC. From A to Be”, schreibt die 23jährige Musikerin Elena Shirin über ihr Solodebüt. Shirin ist schon in ihrer Kindheit und Jugend oft innerhalb Wiens umgezogen und hat später in Linz, Salzburg, Lissabon, New York und San Francisco Station gemacht, wo sie heute mit ihrem Partner, dem Musiker Wenzl McGowen, in einem Wohnwagen wohnt. Ihr Erstling erzählt von diesen Reisen, aber auch vom Reisen in unser Selbst, von Geduld und Liebe, von allen „Farben“, die einen Menschen ausmachen. Hoffnungsvolle Lieder also, in Zeiten von Corona. In ihrer Musik vermischt sie Jazz, Pop, Neo-Soul und Electronica, alles ist selbst produziert. Da sind zum einen schöne Balladen am Piano á la Fiona Apple („Cleaned Up Inner Yard“, „Mountain“, „All The Colours“), die an ihre musikalischen Anfänge erinnern und die sie heute etwas spöttisch als "klassisches, extrem dramatisches Lagerfeuer-Gesinge" betitelt. Darin verwoben sind Recordings von Musikern, die sie auf ihren Reisen traf und aufnahm, elektronische Klänge, ungewöhnliche Klangerzeuger von Papier bis Vase, um ihre Visionen umzusetzen. Aber auch Jazziges („Patience“), Ambientklänge und Spoken Word („Where Is Our Union“) sind dort versammelt; sich auf ein Genre oder einen Stil zu reduzieren, ist nicht ihr Ding. Bei mir nimmt jedenfalls die Faszination zu, je öfter ich ihre Tracks höre. Das Spannendste aber ist die gekonnte Fusion aus akustischen Instrumenten mit traumverlorenen Electropop-Klängen.

VÖ: 15.05.2020 | RAR Motor Entertainment | 13 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA & MELODITA

Was für eine Stimme: Wer BONSAI KITTEN aus Berlin noch nicht kennt und quasi unvorbereitet auf "Love And Let Die" stößt, wird begeistert sein – vorausgesetzt, frau hat ein Faible für Hardrock, schreibt Christina Mohr +++ „Virtual Leak“ ist das Debüt-Album der Wahlkölnerin und Trompeterin HEIDI BAYER und eine sehr eindrucksvolle, abwechslungsreiche Platte mit verblüffenden Kompositionen, findet Anja Klein +++ Stefanie Zimmermann ist begeistert von LYDIE AUVRAYS 23. Album „Mon voyage“, dessen pittoreske Klangwelt Phantasie und Emotionen beflügele +++ Das neue Album der Künstlerin LIDO PIMIENTA “Miss Colombia” mag bunt und optimistisch wirken – Christina Mohr sieht darin vor allem einen klaren Gegenentwurf zum derzeit angesagten Latin- und Reggaetón-Hype +++ Luna Wabrauschek hat das neue Album "Limbo" von MIA rezensiert und findet, es lasse die Hörer*innen in der Coronakrise mit einem guten Gefühl zurück +++ Hinter OCIE ELLIOTTS neuer CD „In That Room“versteckt sich eine Welt voller Singer/Songwriter Akustik-Folk, der vom Leben und der Liebe erzählt, schreibt Jasmin Draudt in ihrer Review +++ IZO FITZROY hat Christina Mohr überzeugt mit einer Platte, der man höchstens vorwerfen könnte, dass sie fast zu perfekt ist

 
 
 
 
 

Auf MELODIVA findet Ihr weitere CD-Reviews sowie Infos, Reports und Konzert- und Workshoptermine.



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