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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,
“Politik wird mit dem Kopf, nicht mit dem Kehlkopf gemacht”, hat Franz-Josef Strauß mal gesagt. Das sehen wir anders! Und mit uns viele Künstler*innen... Auf ihrem Debüt "Erased By Thought" offenbart die Schweizerin GINA ÉTÉ einen wachen Geist und verpackt politische Statements in einen mehrsprachigen Hybrid-Pop (Video). Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte die Chance ergreifen, eine CD zu gewinnen. Schickt uns bis 23.05. die Antwort auf folgende Gewinnspielfrage: "Welche Band nennt ihre Musik „Scandinavian Symphonic Indie“?" Die Antwort findet ihr im Newsletter. Sendet uns die richtige Antwort per Mail mit dem Betreff "Verlosung" und eurer Postadresse.
Bleibt gesund und lasst euch nicht von den Unbillen von C... unterkriegen!
Liebe Grüzis, Eure Mane
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THEMEN – AUSGABE MAI 2021
1) NOËMI WAYSFELD – „Soul Of Yiddish“ (World | Klassik) 2) FJARILL - „POËSI“ (Folk | Pop | Jazz) 3) GINA ÉTÉ – “Erased By Thought” (Pop | Jazz) 4) MELISSA CARPER – “Daddy’s Country Gold” (Jazz | Country) 5) LIV SOLVEIG – “Slow Travels” (Indie | Pop)
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1) NOËMI WAYSFELD – „Soul Of Yiddish“
World | Klassik (Frankreich) “Wenn Waysfeld ihren samtenen Alt erhebt, spüren wir die Bühnensouveränität einer Barbara, die Wehmut slawischer Nomaden, die chansonekse Attitüde einer Georges Brassens und die wendige Phrasierung großer afroamerikanischer Sängerinnen,” schreibt die Onlineplattform für Jüdisches Leben Hagalil über Noëmi Waysfeld. Die französische Sängerin, Cellistin und Schauspielerin ist mit Klassik, Jazz und russisch-jüdischer Musik aufgewachsen. Seit 2008 ist sie mit ihrem Quartett Blik auf der Suche nach unentdeckten Facetten der traditionellen jüdischen Musik. 2012 vereinte sie auf ihrem Debüt-Album Kalyma „Jazzattitüde mit Shtetl-Hinterhof, Orientalismen und Mediterranes mit dem Blues der sibirischen Steppen“ (Mathias Bäume), 2015 übertrug sie auf dem Album Alfama legendäre Fados ins Jiddische. Sie wechsle ständig zwischen populärer und klassischer Musik und entschlüssele deren Codes, um sie einander näher zu bringen, beschreibt sie selbst ihren Ansatz. Auf ihrem neuen Album „Soul of Yiddish“ hebt sie mit einem kammermusikalischen Ensemble neue Schätze und setzt sie behutsam in Szene. Mit warmer, timbrereicher Alt-Stimme macht sie sich beliebte jiddische Lieder wie „Dona Dona“ zu eigen, singt aber auch neue Kompositionen, die auf Gedichten der polnisch-französischen Dichterin Rivka Kopé basieren oder das sehnsüchtig auf Jiddisch gesungene Liebeslied „À Peine“ der Chansonnière Barbara. Schade, dass das Booklet die schöne Poesie nur ins Französische übersetzt. VÖ: 23.04.2021 | AWZ Records | 13 Tracks | Infos
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2) FJARILL - „POËSI“
Folk | Pop | Jazz (Schweden/Südafrika) Dichtung war für die jüdische, deutsch-schwedische Schriftstellerin Nelly Sachs (1891-1970) "ein über den Abgrund der Vergangenheit gespanntes Rettungsseil aus nichts als Worten,“ (Peter Hamm). 1940 emigrierte die Nobelpreisträgerin nach Schweden und setzte sich in ihrer Dichtkunst vor allem mit dem Schicksal des jüdischen Volkes auseinander. Die in Hamburg ansässigen Musikerinnen Aino Löwenmark (voc/p/synth) und Hanmari Spiegel (voc/vio/p/clo) geben ihrer Lyrik auf „POËSI“ mit ihrer ganz eigenen vielschichtigen Klangwelt zwischen Folk, Pop, Jazz und Klassik einen gebührenden Rahmen. Dabei betten sie die ausgewählten Gedichte, in denen trotz aller Schwermut ein hoffnungsvoller Schimmer zu erahnen ist, in lichte Klänge ein. Auch die starke Poesie des Schweden Pär Lagerkvist ist auf der CD zu finden: „Kära Tag en Brand ur Elden“ und „En Älskar med sin starka Själ“ versprühen Zuversicht, Mut und Kraft. Mit ihrem Album möchten Fjarill „diesen beiden großen Lyrikern Schmetterlingsflügel verleihen und ihre Gedichte als Lieder in die Welt schicken. Es war wie ein Sog. Uns sind sofort passende Melodien, die ein oder andere verrückte Wendung, nachdenkliche, aber auch wilde Lieder eingefallen. Mal nur mit Klavier und Geige, dann aber auch mit viel Rhythmus, Trommeln, Gitarre und Akkordeon“. Ihr leises Plädoyer für Achtsamkeit setzt einen wohltuenden Kontrapunkt zu unserer lauten Zeit. „Wir werden schicksalsweich, je älter wir sind. Die Erkenntnis, dass alles zerbrechlich ist, macht demütig und dankbar“, schreibt Löwenmark im Booklet.
VÖ: 30.04.2021 | Butter & Fly Records | 13 Tracks | Infos
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3) GINA ÉTÉ – “Erased By Thought”
Pop | Jazz (Schweiz) Die Zürcher Musikerin Gina Été veröffentlicht nach ihrer hochgelobten EP “Oak Tree” (2019) ihr Langspiel-Debüt "Erased By Thought". Gemeinsam mit Jeremie Revel, Phillip Klawitter und Noé Franklé hat sie die Stücke in San Francisco bei John Vanderslice (Death Cab for Cutie, St. Vincent, Dear Reader) voll analog aufgenommen. Die ausgebildete Bratschistin, die außerdem Klavier und Synths spielt, singt auf Deutsch, Schweizerdeutsch, Englisch und Französisch. Nicht von ungefähr wird sie mit Sophie Hunger und Björk verglichen - so eigenwillig und sympathisch spröde ist ihre Musik allemal. „Hybrid-Pop“ nennt sie es selbst, zumal sich darin Persönliches und Politisches vermischt. Vertrackte Rhythmen und intelligente Arrangements treffen auf pure Emotion wie in „Rastlos“ und „Machs gut“. Es sind Wortkunst-Miniaturen, in Musik eingefangene Gefühlswelten und Stimmungen, die zusätzliche Facetten offenbaren, sobald die Sprache wechselt. Die Band geht mit Étés Intensität mit; was leise anfängt, wird laut und mächtig. In „Trauma“ verarbeitet sie einen Aufenthalt als freiwillige Helferin in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos. Der Song thematisiert die Erlebnisse eines jungen Syrers, er schließt mit der Textzeile „I am sorry for what my country‘s done to you“. In “All Or Nothing” singt sie: “Coral reefs covered in plastic / German woods dissolve in brown coal / Megacities make you lonely / Should one person make you whole?”. Alles, was wir tun, ist politisch. Été hat das vortrefflich in Musik gepackt.
VÖ: 21.05.2021 | Motor Entertainment | 12 Tracks | Infos
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4) MELISSA CARPER – “Daddy’s Country Gold”
Jazz | Country (USA) Aus der Zeit gefallen erscheint Melissa Carpers neues Soloalbum „Daddy’s Country Gold“. Der RollingStone lobt: „… sounds like a voice from a bygone era… Evoking the cool, smoky croon of a lounge singer”. Wer ein reines Countryalbum erwartet, wie es der Titel vermuten lässt, wird sich wundern. Die Sängerin und Kontrabassistin verschmelzt darauf folky Good-ol‘-times-Weisen und jazzy Swingnummern mühelos in einem „early 20th-century vintage sound“. Dass dies auf ihrer LP nicht auseinanderfällt, ist wohl ihrer unverkennbaren Stimme zu verdanken, die wie die kleine Schwester von Janis Joplin und Billie Holiday klingt. Und Carper weiß, wovon sie singt. Aufgewachsen ist sie mit Musik von Hank Williams, Patsy Cline & Co. (mit dem „Daddy“ im Titel ist jedoch nicht ihr Vater, sondern sie selbst gemeint, den Spitznamen gab ihr ihre Band) und der Familien-Countryband. Danach folgte ein Musikstudium an der Uni in Nebraska, wo sie vor allem Billie Holiday, Ella Fitzgerald und Nat King Cole entdeckte. Dann verdiente sie als Straßenmusikerin ihren Lebensunterhalt und erweiterte ihr Repertoire um etliche Countrysongs und ihre regionalen Styles von Arkansas bis New Orleans. Nach verschiedenen Bandprojekten machte sie sich jetzt mit Sessionmusikern aus Nashville, ihrer Bandkollegin und Freundin Rebecca Patek (vio/voc) und dem Alabama Shakes-Produzenten Andrija Tokic daran, ihren Traum vom Soloalbum mit eigenen Songs zu verwirklichen. Ein „… beautiful portrait of heartfelt music, written by a road-lovin’ gal who has lived these songs and spent her life playing music for folks that still love the real thing”. VÖ: 16.04.2021 | Galileo MC | 12 Tracks | Infos
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5) LIV SOLVEIG – “Slow Travels”
Indie | Pop (Norwegen/Deutschland) Mit "Slow Travels" veröffentlicht die norwegisch-deutsche Multiinstrumentistin (Stimme, Geige, Gitarre) Liv Solveig einen detailreichen Stilmix, der bei jedem Hören zunehmend magische Wirkung entfaltet. Ihre "langsamen Reisen" hat sie selbst geschrieben und arrangiert und in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Tobias Siebert (Me And My Drummer, Enno Bunger u.a.) genial verfeinert - doch gar so "slow" wie der Titel es vermuten lässt, sind die 10 Songs nicht. Bereits der Opener beginnt mystisch verhangen und schwingt sich dann kraftvoll-orchestral auf („Cold Heart“), auch das folgende „Sleepless With Endless Thoughts“ atmet zuerst noch bemühte Ruhe, um dann gnadenlos auszubrechen. Auch “Why Were You Smiling” hält eine Überraschung bereit, mit einem Rhythmuswechsel, der zur Message passt: wenn ein Paar nicht genau weiß, wo es steht, kann jede Geste ein Gefühlschaos auslösen. Es ist ein dunkler, irgendwie stets ein bisschen unheilsschwangerer Soundtrack – Solveig nennt ihre Musik denn auch passend „Scandinavian Symphonic Indie“. Als Gernreisende nimmt sie uns mit in die grade so schwer erreichbare Welt, zeichnet den urbanen Puls von Tokio nach („Heartbeat Of Shibuya) und beschreibt, wie sie in Harlem den Tag zur Nacht macht. Am Ende sind wir mit ihr und ihren Mitstreiter*innen im sicheren Hafen angekommen („Slow Travels“) und beginnen gleich noch mal von vorn. VÖ: 14.05.2021 | Revolver Distribution Services | 10 Tracks | Infos
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Wer diesen Newsletter trotz seines überaus informativen, sorgfältig recherchierten und interessanten Gehalts in Zukunft lieber nicht mehr bekommen möchte, kann sich hier austragen. Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas:
Hildegard Bernasconi, Maria Bätzing, Marie Koppel & Mane Stelzer und
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