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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,
nach einem Monat Pause kommen hier wieder ein paar heiße CD-Tipps: für eine laue Sommernacht auf dem Balkon, im Urlaub am Strand (hoffentlich nicht in der Gluthitze) oder bei der abendlichen Joggingrunde...
Zu verschenken haben wir auch wieder was: Die Musikerin und dreifache Mutter KERSTIN WAHL widmet sich in ihrem poetischen Kunstprojekt „Sichtbarkeit“ mit Singer-/Songwriter-Folk-Pop, Essays und Lyrik von deutschsprachigen Dichterinnen dem Thema Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Berufung. Ein Ergebnis dieses Projekts ist die CD „Fliehkraft“ (VÖ: 01.11.2023). Wir verlosen ein Exemplar unter allen, die uns bis 21.07. die Antwort auf folgende Frage schicken: "Welche hier vorgestellte Künstlerin covert einen Song von Rio Reiser auf ihrem neuen Album?" Schickt eure Antwort mit eurer Postadresse bitte per Mail.
Wir wünschen euch einen schönen Sommer und - wer sie noch vor sich hat - erholsame Ferien!
Liebe Grüße von Mane & dem MELODIVA Team
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THEMEN-AUSGABE JULI 2024
1) KAIA KATER – „Strange Medicine“ (Folk | Singer-/Songwriter) 2) EVELINN TROUBLE – „Season Indicators“ (Grunge | Pop) 3) NINA OGOT - „Ukumbu.KE“ (World) 4) HONEY BIZARRE - „Little Deep Miss Strange“ (Ambient) 5) MARIA SCHÜRITZ - „Durch die Nacht“ (Singer-/Songwriter | Pop | Rock) 6) ATSE TEWODROS PROJECT – „Maqeda“ (World | Jazz | Rock) 7) WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA
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1) KAIA KATER – „Strange Medicine“
Folk | Singer-/Songwriter (Kanada)
„Strange Medicine“ ist das vierte Album der grenadisch-kanadischen Rootsmusikerin Kaia Kater, und darin verwandelt sie, nach einer Zeit tiefer Selbstreflexion und Neuerfindung, „Trauer in Freude und Kummer in Hoffnung“ (Promo). Kater spielt u.a. hervorragend Banjo, seit sie 11 ist. 2020 nahm sie an der Slaight Music Residency im Canadian Film Centre teil und komponierte Originalmusik für „The Porter“, wofür sie einen Canadian Screen Award erhielt. Auf ihrer neuen CD erweiterte sie ihren kreativen Spielraum durch diese "filmischen" Arrangements und arbeitete mit Gastmusiker*innen wie Taj Mahal, Allison Russell und Aoife O’Donovan zusammen. Ihr virtuoses Banjospiel und ihre wunderschöne Stimme erklingen eingebettet in einen warmen Bandsound mit weiteren Klangfarben (Streichern, Flöte, Klarinette u.a.), vielen kleinen Besonderheiten und kniffeligen Details. Großartige Erzählerin, die sie ist, singt sie von Befreiung aus der Unterdrückung, struktureller Ungerechtigkeit (vor allem aus der Perspekte von People Of Colour) und toxischen Beziehungen wie in „The Witch“ oder „Tigers“: „I’ve been trying to build a window to climb out from“). Ein abwechslungsreiches Album voller zeitloser Folksongs, an dem man sich nicht satthören kann. VÖ: 14.06.2024 | Free Dirt Records | 10 Tracks | Infos
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2) EVELINN TROUBLE – „Season Indicators“
Grunge | Pop (Schweiz) Die Züricher Multi-Instrumentalistin und Produzentin Evelinn Trouble startete ihre Karriere als Background-Sängerin bei Sophie Hunger, bis sie mit 17 ihr Debüt herausgab. Mit „Season Indicators“ gibt sie jetzt ihr sechstes Studioalbum heraus, das eher zufällig zustande kam, als sie Speicherplatz auf ihrer Hard Disk schaffen wollte. Aus alten Songskizzen vieler Jahre machte sie ab August 2023 alle sechs Wochen eine neue Single. So wurde das Album "unberechenbar wie die Jahreszeiten während der Klimaerwärmung". Die eng getaktete Arbeitsweise erforderte neues Zutrauen ins eigene Tun und das Niederringen der inneren Kritikerin. Ein düsteres Meisterwerk ist „Dark Times (To Those Born After)“, das von Bertolt Brechts berühmtem Gedicht „An die Nachgeborenen“ inspiriert ist. Darin singt sie von den dunklen Zeiten, in denen wir leben und angesichts des multiplen Horrors gefühllos von einem sicheren Platz aus zuschauen. Bei „Self-Pity Man“ suhlt sich Gastsänger Faber mit Trouble in Selbstmitleid, während „Needy Woman“ sich mit der dunklen Seite von binären Geschlechterrollen auseinandersetzt. Mit der berührenden Ballade „My Eyes Are Windows“ legt sie ein wohltuendes Pflaster auf unsere Wunden und beschließt das Album. Sehr gehaltvoll!
VÖ: 21.06.2024 | Mouthwatering Rec. | 12 Tracks | Infos
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3) NINA OGOT - „Ukumbu.KE“
World (Kenia) Mit „Ukumbu.KE“ bringt die kenianische Sängerin, Gitarristin und Komponistin Nina Ogot ihr viertes Album heraus, das sie in Nairobi mit kenianischen Musikern aufgenommen hat. „Ukumbu“ ist Suaheli für „Erinnerungen“, „Ukumbuke“ für „Lasst uns erinnern“; es kann aber auch als Domain-Endung für Kenia gesehen werden. Das ist typisch für Ogot, die als kulturbewusste Musikerin gilt, die die reichen Traditionen des Vielvölkerstaates würdigt, sie aber in ihrer Musik in einen modernen Sound & Style überführt. Darüber hinaus setzt sie sich für den Erhalt von Natur- und Kulturschätzen ihres Landes ein und engagiert sich für gemeinnützige Zwecke wie z.B. für die Ausbildung von Straßenkindern. So ist auf dem neuen, temperamentvollen Soundtrack auch eine neue, eindringliche Version von „Chokoraa“ zu finden, der das Schicksal dieser Kinder thematisiert. Im Song „Ningojee“ erzählt Ogot von der Kraft der Liebe, durch die Familien die Herausforderungen des Lebens meistern können. Ogot singt mit leidenschaftlicher Stimme in Suaheli und ihrer Muttersprache Dholuo. Schöne Chöre, markante Bläsersätze (die sie übrigens in Europa arrangieren und aufnehmen ließ), perlende Gitarrenklänge und eine lässige Rhythmusgruppe machen die Musik zu einem lebensfrohen Soundtrack für den Sommer. VÖ: 24.5.2024 | Hey!blau Records | 9 Tracks | Infos
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4) HONEY BIZARRE - „Little Deep Miss Strange“
Ambient (Deutschland) Theremin? The Pipe? Aerophon? Auf „Little Deep Miss Strange“ gibt es seltene (und seltsam anmutende) Instrumente zu hören, mit denen das Duo Honey Bizarre sphärische Soundwelten erschafft. Es besteht aus der Thereminspielerin Gilda Razani und Hanzō Wanning an Piano, Synthesizer und Live Electronics. Razani ist eine der wenigen weltweit auftretenden Thereminspielerinnen – dem einzigen Instrument, das berührungslos gespielt wird. Wie auf unsichtbaren Saiten kann sie durch die Bewegung ihrer Hände zwischen zwei Antennen Töne erzeugen und deren Lautstärke steuern. Sie spielt das elektronische Instrument gerne klassisch, setzt aber auch elektronische Effekte ein, um zeitgenössische, E-Gitarren ähnliche Klänge zu erzeugen. Razani und Wanning komponieren schon länger gemeinsam für ihre Bands Sub.vision und About Aphrodite, aber auch Filmmusiken und Hörspiele für den Westdeutschen Rundfunk Köln. Am liebsten spielen sie ihre Musik jedoch live, egal, ob auf Festivals, in Konzertsälen, im Theater oder in einem Planetarium wie am 5.9. in Bochum. Wer sie nicht live erleben kann, kann mit Album & Kopfhörer in den traumverlorenen, Weiten erzeugenden Klängen schwelgen und sich eine (ent-)spannende Auszeit gönnen. VÖ: 29.5.2024 | Floating Worlds Records | 8 Tracks | Infos
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5) MARIA SCHÜRITZ - „Durch die Nacht“
Singer-/Songwriter | Pop | Rock (Deutschland) Nach „Der Lack ist ab“ (2022), das in den Top 20 der Liederbestenliste und auf der Longlist für den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2023 landete, ist jetzt das neue Album der umtriebigen Leipziger Songpoetin Maria Schüritz und ihren Bandkolleg*innen aus der Leipziger Livemusikszene (u.a. Ingeborg Freytag (Geige, Percussion) erschienen. Lässig und entspannt startet das Album mit einer Hommage an ihre erste Gesangslehrerin, die sie nachhaltig beeindruckt und motiviert hat, neue, kreative Lebenswelten zu entdecken: „seit sie dort war, schmeckt sie Leben bunt und frei“ („Kein Laminat“). Auf „Was war das nur für ein Land“ ergründet sie das Leben in der DDR und den Frust nach der Wende („Neue Chefs kamen von drüben her, als wär’n die Köpfe der Leute hier leer“). Das nostalgische Rio Reiser-Cover „Zauberland“ spürt der Enttäuschung über den Niedergang der europäischen Idee nach. Im unheilvoll schwingenden Song „Blindflug“ wird ein Mensch in die Welt der Verschwörungsszene hineingezogen und verliert dabei seine Menschlichkeit. „Ordnung im Kiez“ ist eine Persiflage an jene, die den guten alten, geregelten Zeiten nachtrauern, die es nie gab. Schüritz verpackt ihre feinsinnigen Beobachtungen in einen gelungenen Mix aus Rock, Jazzpop, World Music und Spoken Word, spielt mit großer Experimentierfreude mit Stimme und Sprache, Atmosphären und Stimmungen. Mit Erfolg: die CD wurde prompt in die aktuelle Longlist 3/24 aufgenommen.
VÖ: 24.05.2024 | Löwenzahn Verlag | 14 Tracks | Infos
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6) ATSE TEWODROS PROJECT – „Maqeda“
World | Jazz | Rock (Italien/Äthiopien)
Das Atse Tewodros Project wurde 2010 von der Autorin, Sängerin, Produzentin und Ethnomusikologin Gabriella Ghermandi gegründet und bringt italienische und äthiopische Musiker*innen zusammen. Ghermandi ist in Addis Abeba aufgewachsen und als Teenager vor der Militärdiktatur nach Italien geflüchtet (das Albumcover zeigt ein altes Schwarzweißbild von ihren weiblichen Verwandten). Auf ihrem Album „Maqeda“ macht sie sich auf eine künstlerische, kulturelle und anthropologische Reise, um dem frühen Feminismus und dessen Figuren auf den Grund zu gehen. Von der Königin von Saba, deren amharischer Name dem Album den Titel gab, zu Candace, der Königinmutter des alten Nubien zum Vormenschen Lucy, der das grandiose letzte Chorstück gewidmet ist. Die Musikethnologin Ghermandi hat u.a. auch das Volk der Dorze besucht, in dem sie aufgewachsen ist, wo Frauen Dörfer leiten und in kraftvollen polyphonen Chören singen wie im Lied „Boncho“. „Kotilidda“ würdigt die matrilineare Gesellschaft des Kunama-Volkes, das nahe der Grenze zu Eritrea und Sudan lebt. Ghermandi war es wichtig, die traditionellen äthiopischen Instrumente mit modernen Instrumenten zu mischen, die Musikstile mit Jazz, Prog-, Rock- und Punk-Sounds zu verbinden. „Wir wollten die Musik verdauen“, sagt Ghermandi und fügt hinzu, dass jede*r Musiker*in eine Rolle bei den Arrangements spielte, „weil ich wirklich wollte, dass meine beiden Länder eins sind“. VÖ: 21.06.2024 | Galileo MC | 9 Tracks | Infos
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7) WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA
Um das Unglück in der Liebe dreht sich alles in der musikalischen "Therapiestunde" "Lifetime Of Tears" der jungen Schwedin LOUISE LEMÓN; unsere Autorin Fee Kuhn hat sich das Album für uns angehört +++ Auf dem neuen Album "Wonder Women" des Ensembles ARPEGGIATA unter der Leitung von Christina Pluharur werden zur Zeit des Barock sehr erfolgreiche, aber nahezu unbekannte Komponistinnen gewürdigt +++ Für ihr neues Album "Garden On The Roof" hat sich die norwegische Musikerin HILDEGUNN ØISETH (Trompete, Ziegenhorn) eine spektakuläre Besetzung zusammengesucht, die Øiseths Kompositionen zu dichten Geschichten verweben +++ weitere Reviews findet ihr hier
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Auf MELODIVA findet Ihr weitere aktuelle CD-Reviews sowie Infos, Reports und Konzert- und Workshoptermine.
Wenn Ihr Tipps & Infos für den nächsten Monat habt, meldet Euch wie immer bei uns unter musik@melodiva.de!
Wer diesen Newsletter trotz seines überaus informativen, sorgfältig recherchierten und interessanten Gehalts in Zukunft lieber nicht mehr bekommen möchte, kann sich hier austragen. Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas:
Verena Höfle, Delia Brauberger, Hildegard Bernasconi & Mane Stelzer und
die Vorstandsfrauen: Nina Hacker, Katrin Zurborg und Uta Wagner.
Copyright – http://www.frauenmusikbuero.de,
http://www.melodiva.de
fon: +49 (0)69-4960-848
IMPRESSUM: FRAUEN MUSIK BÜRO,
ein Projekt des Trägervereins: Frauen machen Musik e.V.,
Roßdorferstr. 24, 60385 Frankfurt, Vereinsregister Frankfurt Nr.: 9878
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