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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,

ein mulmiges Gefühl im Vorfeld der kommenden Bundestagswahl ist überall zu spüren, aber auch ein starker Wille, sich zu engagieren. Vorgestern sind hier in Frankfurt mit dem CSD als Veranstalter*in 20.000 Menschen zusammen gekommen, um für Liebe und Demokratie und gegen Hass & Diskriminierung zu demonstrieren. Auch wir möchten dazu aufrufen, unbedingt wählen zu gehen und für eine demokratische Partei zu stimmen, die sich für die Rechte von FLINTA*- Personen und Migrant*innen einsetzt und für Gleichberechtigung steht. Denn jetzt ist nicht die Zeit, "unter die Decke zu kriechen", wie es eine Frau im HR-Beitrag über die Demo am Samstag formuliert!

Das zeigt die rasante, faschistische Übernahme eines Staatsapparates in den USA: dort wird gerade in einem atemberaubenden Tempo die Demokratie ausgehöhlt. Die Freiheit der Wissenschaft ist durch Zensur, Kürzung, Verfälschung und Blockade bedroht. Forschende bekommen keine Förderung, wenn sie Schlüsselbegriffe wie "Diversität", "Inklusion", "Trauma", "Frauen" oder "Rasse" in ihren Anträgen verwenden (!). Trump & Co. sprechen Trans Personen ein Existenzrecht ab und bringen viele damit in Lebensgefahr. Migrant*innen werden deportiert. Das alles kennen wir aus unserer eigenen Geschichte, leider aber auch hierzulande von heutigen Parteien, die das Selbstbestimmungsgesetz wieder abschaffen wollen und die Rechte von LGBTIQ* beschneiden wollen. Deshalb: GO VOTE! Nie wieder ist jetzt!

Auch viele Künstler*innen setzen sich mit den drängenden Problemen unserer Zeit auseinander. Mit der EP "where do I go" (VÖ: 21.02.2025) schafft es jemand sogar, Hoffnung zu vermitteln: In den sechs neuen Songs verarbeitet SEDA die vielschichtige Existenz einer queeren, non-binären Person mit türkischen Wurzeln in Deutschland. Das Releasekonzert könnt ihr am 20.02. im Kult 9 in München erleben (Tickets). Passend zum Release verlosen wir SEDAs EP unter allen, die uns bis 23.02.2025 eine Mail mit der Antwort auf folgende Gewinnspielfrage schicken: "In wessen Liveperformance kommen Tänzer*innen in LED-Kostümen zum Einsatz?". Die Antwort findet ihr in den folgenden CD-Tipps.

Viel Spaß beim Lesen und Lauschen,

Eure Mane & das MELODIVA Team

PS: Ihr wollt wissen, wie die hier vorgestellten Alben klingen? Dann wählt euch am Freitag, 28.02.2025 um 13 Uhr zu einer entspannten Mittagspause bei Radio Rebell ein. Die CD-Tipps gibt es jeden Freitag in kompakter Form als einstündige Radiosendung "Abgehört" fresh auf die Ohren. An jedem letzten Freitag erscheint die jeweils neuste Sendung, ihr könnt sie aber auch jederzeit auf Mixcloud nachhören. Abonniert gern unseren Kanal, schenkt uns ein Likes & werdet Follower*in!

 
 
 
 
 
THEMEN-AUSGABE FEBRUAR 2025

1) SHIRLEY HOLMES – „Mein bestes Selbst“
(Rock | Punk)
2) FREYA ARDE
– „E C H O“

(Minimalism | Neoclassics)
3) SYLFIDE
– „Blåt lys“
(Folk | Pop | Electro)

4) CLAUDIA DÖFFINGER & TORSO VENTUNO – „Nachtwache“ (Jazz)
5) PAUANNE – „Joku Raja Rakkaudesakin“
(Folk | World)
6)
NILIPEK. – „Uydurdugumuz Oyunlarla“
(Indie Rock | Alternative)

 
 
 
 
 
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1) SHIRLEY HOLMES – „Mein bestes Selbst“

Rock | Punk (Deutschland)

Ihr wollt bei all der rechtsextremen Hetze, den antifeministischen Sprüchen und dem kapitalistischen Ausverkauf dieser Tage einfach nur noch schreien? Dann holt euch „Mein bestes Selbst“! Die Berliner Band Shirley Holmes rückt mit Rock’n’Roll im Blut und Punk im Herzen, treibenden Bässen & Beats und lärmenden Gitarrenriffs all den überwältigenden Gefühlen dieser Zeit auf die Pelle und verwandelt sie in energiegeladene Abgeh-Musik. Dabei verfolgen sie den „Dreistufenplan“ Verarbeiten-Anregen- Empowern. Auf die Erschöpfung folgen der neue Tag und ein frischer, unbedingter Wille zur Revolution ("Niemand drin"). Dem Dauerkrisenmodus begegnen sie mit Wortwitz („Kopfkino an, erste Reihe, du siehst Meer, ich sehe Haie. | Andere haben Hobbys, ich habe Angst“) und liefern mit dem Track „Verstört“ den passenden Notausgang dazu. „Koks oder Käse“ fängt ein mulmiges Gefühl ein: „Menschen, die vor Häusern stehen, machen mich nervös“, singen Mel, Miss Ziggy und Chris über die grassierende Gentrifizierung in Berlin. „Wir brauchen Verstärkung“ sucht mit „neuen Toolkits gegen zu viel Bullshit“ nach Lösungen. Am Ende wird die Welt wieder hell mit „Sommerstadt (Recharge Me)“ und einem Aufruf zur Transformation. Shirley Holmes sind im März auf TourVideo

VÖ: 14.02.2025 | Rookie Records | 11 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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2) FREYA ARDE – „E C H O“

Minimalism | Neoclassics (Deutschland)

Es gibt Musik, die sich zärtlich wie Balsam auf die Seele legt. Die Musik von Freya Arde ist so eine. Man kennt sie vor allem aus "Das geheime Leben der Bäume", der Neuverfilmung von "Das fliegende Klassenzimmer" (mit dem Deutschen Filmmusikpreis ausgezeichnet) oder den herausragenden Dokumentarfilmen „Riefenstahl“ und „Kulissen der Macht“. Jetzt hat die „sanfteste Gitarristin Deutschlands“ ihr Debüt-Soloalbum E C H O veröffentlicht. Ihr erstes Album mit Eigenkompositionen abseits der Kinoleinwand führt tief in traumverlorene Seelengefilde, ruhige Klanglandschaften voller zärtlicher Gesänge und Klänge. Die 9 Songs sind in den letzten drei Jahren entstanden. „Es war eine Zeit der Heilung, des Loswerdens von alten Mustern und der Überwindung falscher Vorstellungen von mir selbst. E C H O ist wie ein Tagebuch, in dem ich meine innere Stimme wiederfinde, mich mit anderen verbinde und meine Rolle in der Welt sehe“, schreibt sie auf ihrer Bandcamp-Seite. Ihre neun Songs hat sie mit E-Gitarre, Piano und Streichern orchestriert, manchmal ist Ardes zauberhaft-entrückter Gesang zu hören („Ghost Waltz“, „Precious“). Heraus kommt eine überirdisch schöne Musik, die im Innersten berührt. Video

VÖ: 07.02.2025 | 9 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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3) SYLFIDE – „Blåt lys“

Folk | Pop | Electro (Dänemark)

Auf ihrem Debütalbum „Blåt lys“ (Blaues Licht) lässt sich die junge dänische Musikerin Sylfide von der reichen Volkstanztradition ihres Landes inspirieren und veröffentlicht einen abwechslungsreichen Soundtrack über die Ängste und Frustrationen ihrer Generation. „Ich habe festgestellt, dass die Pflege meines lokalen Erbes und der Gemeinschaft, die ich auf diesem Weg gefunden habe, die Koexistenz der Dinge erleichtert. Das hat mich zu einer besseren Weltbürgerin gemacht. Vor allem aber fühle ich mich dadurch weniger einsam. Vielleicht inspiriert das Album die Hörer und Hörerinnen dazu, ihre eigenen Wurzeln zu erforschen oder einem Fremden die Hand zum Tanz zu reichen“, schreibt sie im Booklet. In den 11 Songs bettet die Sängerin und Harfenistin Folkinstrumente in Ambient Sounds, butterweiche Bassklänge und melancholische Pianobegleitung ein, verfremdet sie, gibt ihnen viel Hall. Mit kristallklarer Stimme singt sie von mentaler Gesundheit („Det Vender“), über Gewalt an Frauen („Mit brudestykke“) und unsere Unfähigkeit, auf die Erde - und damit auf uns selbst - aufzupassen („Mikrokosmos“). „Unser Stundenglas wird bald leer sein von Sand | Während du deine Hände im Schmelzwasser wäschst“, mahnt sie in „Smeltevand“. Ihr elektroakustischer Nordic Folk ist mal unheilschwanger, mal beschwingt wie der Opener „Jagter Vintersol“, der zum ausgelassenen Tanzen einlädt. Mit ihrer Weiten öffnenden Musik verfolgt sie einen interaktiven Ansatz: bei ihrer Liveperformance kommen Tänzer*innen in LED-Kostümen zum Einsatz und das Publikum darf mittanzen. Video

VÖ: 17.01.2025 | Nordic Notes | 11 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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4) CLAUDIA DÖFFINGER & TORSO VENTUNO – „Nachtwache“ 

Jazz (Deutschland)

"She is a musical force with scary potential", schreibt All About Jazz über die Pianistin und Komponistin Claudia Döffinger. Diese bewegt sich seit dem Alter von 13 in Jazzgefilden, hat Jazzpiano, -pädagogik und -komposition studiert. Sie ist Gründerin mehrerer kleiner Ensembles, ihre größte Leidenschaft gilt aber der Big Band. 2018 kam ihr erstes Big Band Album „Monochrome“ heraus, große Ensembles in Deutschland, der Schweiz und Finnland vertrauen auf ihre Fähigkeiten. „Torso Ventuno“ (Körper Einundzwanzig) heißt ihr neues Bandprojekt, mit dem sie sich jetzt einen Herzenswunsch erfüllt hat: ihre erste eigene Big Band. 20 Weggefährt*innen aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Deutschland haben sich im März für eine Woche in den Fattoria Studios in Osnabrück eingefunden, um dort gemeinsam sieben Kompositionen einzuspielen, fünf davon stammen aus Döffingers Feder. Ihre Musik ist elegant und von Maria Schneider, Thad Jones, Bob Brookmeyer und Petter Eldh inspiriert, sie hat aber auch eine große Affinität zu HipHop und Electro. In ihren Kompositionen lässt sie viel Platz für ausgedehnte Soli, z.B. von Charlotte Lang (s), Suzan Veneman (flh) oder Heidi Bayer (tp), die bei „Humbug“ einen fantastischen Auftritt hat. Kristin Berardi ist mit ihrer wunderschönen Ballade „Cover To Cover“ mit von der Partie und darf sich auch bei „2192 days“ richtig ausbreiten. Video

VÖ: 14.02.2025 | Owl Way Records | 7 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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5) PAUANNE – „Joku Raja Rakkaudesakin“

Folk | World (Deutschland)

„Bei aller Liebe…“ – wir kennen diesen Ausdruck, der meist eine Negativaussage einleitet. Das preisgekrönte finnische Duo der Violinistin Kukka Lehto und des Keyboarders Tero Pennanen hat einen ähnlichen Satz bei einer Online-Diskussion über Flüchtlinge gehört und den Satz „Sogar die Liebe sollte ihre Grenzen haben“ zum Titel ihres neuen Albums gemacht. In ihren 9 Songs ergründen sie die Widersprüchlichkeit des Phänomens Liebe im Leben der Menschen. Ihren Stil beschreiben sie selbst als „Underground Folk“, inspiriert von Sänger*innen, die bereits lange tot sind. Alte finnische und karelische Archivaufnahmen von Amateur-Sänger*innen aus den 40er und 50er Jahren werden vom Duo sowie zahlreichen Gastmusiker*innen behutsam in die Moderne überführt. Die Gesänge aus der Vergangenheit sind in ihrer Schlichtheit berührend, nicht um Perfektion bemüht. Sie werden von Pauanne respektvoll in Szene gesetzt und so in die Musik eingewoben, als gehörten sie - über Raum und Zeit hinweg - zur Band. Im energetischen ersten Stück wird aus der Vertreibung eines bösen Geists im Wald eine kraftvolle #metoo-Story, weitere Songs thematisieren kulturelle Aneignung, das Bewahren von Traditionen, Vorurteile gegenüber Transgender-Personen, Hass, gebrochene Versprechen, verschmähte Liebe und den Umgang mit Kriegsveteran*innen. Video

VÖ. 07.02.2025 | Nordic Notes | 9 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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6) NILIPEK. – „Uydurdugumuz Oyunlarla“

Indierock | Alternative (Türkei/Deutschland)

Das neue, vierte Album der türkischstämmigen Singer-Songwriterin Nilipek. aus Berlin trägt den Titel “Uydurdugumuz Oyunlarla” (Die Spiele, die wir erfunden haben) und es ist das Statement eines Abnabelungsprozesses. "Die Songs auf diesem Album wurden für die Lügen, die Menschen und die Situationen geschrieben, die uns einschränken, die uns dort halten, wo wir sind, die uns daran hindern, zu sein, wer wir sind - einschließlich uns selbst", sagt Nilipek. "Vielleicht war dies deshalb das Album, das ich während des Produktionsprozesses am unabhängigsten empfand." Ihre 11 Songs singt sie in ihrer Muttersprache, bisweilen sind auch Rhythmen und Streicherpassagen, wie man sie aus türkischer Musik kennt, zu hören. Ihre besondere Stimme ist ganz in den Vordergrund gerückt. Eindringlich singt sie von schwierigen Beziehungen, schwer heilenden Wunden, Trennung und unserer Unfähigkeit zur Kommunikation. „Bir Ses Var (There Is a Voice)“ beginnt mit Pfannen- und Topfklängen von den Gezi-Protesten und setzt sich mit Streichern und elektronischen Rhythmen fort, die uns die Schönheit des Zusammenseins, Schulter an Schulter, vermitteln. In „Kosk“ brennt die Figur ihre eigene Villa nieder. Wuchtige Indierock-Songs stehen neben bittersüßen Folk Noir Balladen, bei „Baykus“ macht sie gemeinsame Sache mit der Multikultiband No Land. Video

VÖ: 31.01.2025 | Rumi Records | 11 Tracks | Infos

 
 
 
 
 

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Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas: 
Verena Höfle, Belqis Schuber, Hildegard Bernasconi & Mane Stelzer und 
die Vorstandsfrauen: Nina Hacker und Katrin Zurborg.


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