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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,

vielleicht ist es euch aufgefallen: im Januar gab es von uns keine CD-Tipps. Wir brauchten einfach mal 'ne Pause. Aber jetzt geht es wieder los mit einer kleinen, aber feinen Auswahl von Alben, die in den letzten Wochen erschienen sind.

Eine unverwechselbare, ausdrucksstarke Stimme, raumgreifende Fado-Musik, die die klassische Poesie von Portugals berühmtestem historischen Dichter Luís Vaz de Camões interpretiert: das alles bietet das neue Album "Fado Camões" von LINA_. Wir verlosen ein Exemplar unter allen, die uns bis 18.02.2024 eine Mail mit der Antwort auf folgende Gewinnspielfrage schicken: "Welche Künstlerin tritt im März mit der hr Bigband auf?" Die Antwort findet ihr wie immer im Newsletter. Vergesst nicht eure Postadresse!

Viel Spaß mit den CD-Tipps & liebe Grüße von

Mane & dem MELODIVA Team

 
 
THEMEN-AUSGABE FEBRUAR 2024

1) BELQIS – „Sleepwalking“
(Indie | Pop)
2) KINGA GŁYK –
„Real Life“
(Jazz | Funk)

3) ELMO NERO
– „Elmo Nero“

(Jazz)
4) YOUN SUN NAH
– „Elles“

(Jazz | Soul)
5) HEIKE DUNCKER TRIO
– „In Farbe“

(Jazz)
6) HAFENMANN – „Wundersame Welt“
(Pop | Chanson)

 
 
 
 
 
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1) BELQIS – „Sleepwalking“

Indie | Pop (Deutschland)

Ich hatte kürzlich das Glück, die Singer-/Songwriterin BELQIS aus Frankfurt bei einem Akustikkonzert zu erleben, als sie im Duo mit einem Pianisten die Songs ihres neuen Albums „Sleepwalking“ präsentierte. Dass ihre Songs auch ohne Studioproduktion fantastisch klingen, wunderte mich nicht; die junge Künstlerin hat nämlich ein Händchen für richtig gute Songs. Die teilen sich auf in eine EP in Deutsch („Illusion“) und eine in Englisch („Insomnia“). Die stilistische Bandbreite ist groß und verspricht Urban-Beats und Ausproduziertes, aber auch Balladen und zarte Harmonien. Dennoch passt alles gut zusammen. Realität und Traum verschwimmen in ihren Lyrics („Sleepwalking“), es geht ums Gefühlschaos in der Liebe, ums frische Verliebtsein („Abdrehn“) und die Ungleichzeitigkeit der Liebe („Das letzte Liebeslied“). Im von der Produzentin Aufmischen produzierten Song „Einsamkeit“ verpackt sie ihre Selbstzweifel: „Ich setz mich selbst unter Druck | Mach mir die Laune kaputt | Red meine Fortschritte schlecht | Doch was mich am meisten verletzt | Ist nicht, wenn ich etwas nicht schaff | Es ist wie ich mich dafür hass“. Mancher Song hat Ohrwurmqualitäten, „Destruction In The Name Of Love“ ist so einer, aber auch „Dark“ bleibt angenehm im Ohr hängen. Und dann kommt gegen Ende noch ein schlicht-schöner Song daher, den sie allein zur Gitarre singt („Bedroom Floor“). Zum Album gibt es ein auf 100 Stück limitiertes Buch, das Hintergründe zur Storyline liefert.

VÖ 01.12.23 | Download & Streaming | 13 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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2) KINGA GŁYK„Real Life“

Jazz | Funk (Polen)

Kinga Głyks fünftes Album kreist um die Frage, wie wir uns selbst treu bleiben können. Eines Nachts lag die 26jährige polnische Bassistin nämlich wach und schlug sich mit der Sorge herum, keine „richtige“ Musikerin zu sein. Ihr wurde bewusst, dass wir zwar alle authentisch sein wollen, aber in unserer heutigen Welt mehr zu Copy & Paste verleitet werden, als darauf, unserer eigenen Fantasie und Kreativität zu vertrauen. Für ihre neuen Stücke machte sie sich denn auch (erstmals) von allen Erwartungen anderer frei, mit dem Ziel, einfach „schöne Songs“ zu erschaffen. Im Studio waren Casey Benjamin am Aerophon, aber auch der Grammy-Gewinner und Mitproduzent Michael League (Snarky Puppy, David Crosby) an Keyboard und E-Gitarren dabei, neben weiteren Musikern an Keyboard und Schlagzeug. Entstanden ist ein grooviges Feuerwerk aus Jazz und Funk, mit genialen Bassriffs („That Right There“), sphärisch-träumerischen Klängen („Island“, „Not Real“) und komplex-vertrackten Rhythmen („Swimming In The Sky“). „Entscheidend ist, dass man mit der Musik Geschichten erzählt“, findet Głyk. Manche Botschaften sind tröstlich wie die Ode an die Freundschaft „The Friend You Call“ oder „Sadness Does Not Last Forever“, das von Trauer zur Zuversicht führt. Im März ist die Bassistin u.a. mit der hr Bigband auf Tour.

VÖ: 26.01.2024 | Warner Music | 12 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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3) ELMO NERO – „Elmo Nero“

Jazz (Österreich)

Nach vielen verschiedenen Projekten und Produktionen hat die österreichische Kontrabassistin, Komponistin und Bandleaderin Gina Schwarz unlängst ein neues Werk vorgestellt, auf dem sie in einer neuen Trioformation mit dem Gitarristen Christoph Helm und dem Schlagzeuger Max Plattner zu hören ist: Elmo Nero. Zur CD haben alle drei Kompositionen beigesteuert und zum an Einflüssen reichen Soundtrack beigetragen. Es macht irre Spaß, ihnen auf ihrem High Level-„Streifzug“ zuzuhören, in dem sie jede Menge unerwartete Wendungen unternehmen. Da ist das rasante „Ping Pong“, ein Stück, das das geniale Zusammenspiel offenbart, wenn das Trio die Tempi in atemberaubender Geschwindigkeit durchwechselt. Auch „Decisions, Decisions“ wechselt nach der Einführung der zarten Grundmelodie mehrfach sein „Gesicht“. „Dr. Jekyll & Mrs. Hyde“ ist ein genial-schräger Ritt durch mannigfache Gefühlslagen, während „Badefreuden am Attersee“ Südseeflair verströmt. Einen dynamischen Höhepunkt gibt es bei Schwarz‘ Komposition „Morpheus“, die sicher auch Rockfans in Verzückung geraten lässt. Die großartigen Soloparts bezeugen, dass sich hier drei Ausnahmemusiker*innen zusammengetan haben. 

VÖ: 17.11.2023 | Galileo MC | 12 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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4) YOUN SUN NAH – „Elles“

Jazz | Soul (Südkorea)

Die preisgekrönte Sängerin Youn Sun Nah ist bekannt für ihre stilübergreifenden Interpretationen der Songs von Jimi Hendrix, Tom Waits, Leonard Cohen oder Marvin Gaye. Nachdem sie 2022 ihr erstes Album mit Eigenkompositionen veröffentlicht hatte, kehrt sie auf ihrem neuen Album wieder zu diesem Konzept zurück. Doch etwas ist anders: „Ich habe festgestellt, dass die meisten Lieder, die ich im Laufe der Jahre aufgenommen habe, von männlichen Sängern stammen. Diesmal wollte ich also die Sängerinnen ehren, die ich seit Langem bewundere, die Lieder, die mich bewegen und die Stimmen, die mich berühren“. Auf „Elles“ ergründet sie Musik, die von Sarah Vaughan, Grace Jones, Roberta Flack, Edith Piaf, Grace Slick, Björk, Maria João u.a. geschrieben oder interpretiert wurden. Nur von Kalimba, Spieluhren, dem Pianisten Jon Cowherd und dem Produzenten Tomek Miernowski an diversen Tasten begleitet, kann ihr meisterhafter Gesang sich hervorragend entfalten. Dabei nimmt sie sich die Zeit, Silbe für Silbe auszukosten und ihnen eine persönliche neue Bedeutung zu geben wie in den tollen Versionen von „My Funny Valentine“ und „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“. „Feeling Good“ verliert seine Nina Simon‘sche Opulenz, bekommt dafür aber eine eindringliche, umso funkelndere Kraft. Manchmal schraubt sich ihr Gesang in Opernhöhen hoch, dann wieder zeigt sie hohe Scatkunst.

VÖ: 26.01.2024 | Warner | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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5) HEIKE DUNCKER TRIO – „In Farbe“

Jazz (Deutschland)

Das neue Album des Heike Duncker Trios beginnt mit dem spannenden Opener „William Gets A French Kiss“: was als ruhiges Intro aus Piano (Davide Incorvaia) und Daigo Nakai (Bass) beginnt, geht weiter mit Dunckers Schlagzeug, das sich mit einem wirkungsvollen „Bäm“ dazugesellt. Duncker hat alle Kompositionen für ihren dritten Longplayer selbst geschrieben, lässt sich und ihren Mitmusikern aber immer wieder genügend Raum für ausdrucksstarke Soli. Alles in allem sind die Stücke für Jazztracks aber eher angenehm kurz und kompakt, es sind prägnante Trialoge, in denen in der Kürze der Zeit eben alles „gesagt“ ist. Dunckers Schlagzeugspiel ist interessant und melodisch, aber nie dominant. Die Bandleaderin hat Jazzschlagzeug in Arnheim studiert und ist auch beim renommierten New Yorker Schlagzeuger Drori Monlak in die Lehre gegangen. Später studierte sie Vibraphon bei Stefan Bauer in Dortmund. Sie nennt Terri Lyne Carrington, John McLaughlin und das Dave Holland Quintett als ihre Inspirationsquellen, holt sich aber auch Anregungen in der Neuen Musik und in globalen Musikstilen.

VÖ: 26.01.2024 | Lädy Bäm Records | 10 Tracks | Infos

 
 
 
 
 
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6) HAFENMANN – „Wundersame Welt“

Pop | Chanson (Deutschland)

Eine tiefe Frauenstimme, Sehnsuchts-Gitarren und Bläser – das Duo Hafenmann der Sängerin Fatma Diaw und dem Musiker Arne Thamer aus Hamburg hat seinen ganz eigenen Sound schon gefunden. Mit „Wundersame Welt“ veröffentlichen sie ihr Debüt, das Fans von Element Of Crime oder Antje Schomaker begeistern dürfte. Die Musik bewegt sich zwischen Pop und Chanson, für den Gesamtsound sind außerdem die Bläser der Techno-Marching Band Meute, aber auch der Produzent und Musiker Hanno Busch verantwortlich. Diaw singt Thamers poetische Texte schnörkellos, aber gefühlvoll und sehr nahbar. Darin steckt viel Lebensfreude wie im Titelsong oder in „Im Schatten der Vergänglichkeit“, die Songs handeln von den Möglichkeiten, die das Leben bietet, von Beziehungen, aber auch tiefer Trauer wie bei „Labyrinth ohne Namen“. Dahinter steht eine Verlusterfahrung, aber auch die tröstliche Hoffnung, dass man die-/denjenigen wenigstens im Traum wiedersieht. "Wundersame Welt" klingt erfrischend anders als so vieles, was derzeit im Radio zu hören ist.

VÖ: 08.12.2023 | Backseat | 9 Tracks | Infos

 
 
 
 
 

Auf MELODIVA findet Ihr weitere aktuelle CD-Reviews von LAKVAR (Maria Bätzing) u.v.m. sowie Infos, Reports und Konzert- und Workshoptermine.



Wenn Ihr Tipps & Infos für den nächsten Monat habt, meldet Euch wie immer bei uns unter musik@melodiva.de!
 


Wer diesen Newsletter trotz seines überaus informativen, sorgfältig recherchierten und interessanten Gehalts in Zukunft lieber nicht mehr bekommen möchte, kann sich hier austragen.

Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas: 
Verena Höfle, Delia Brauberger, Hildegard Bernasconi & Mane Stelzer und 
die Vorstandsfrauen: Nina Hacker, Katrin Zurborg und Uta Wagner.


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