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Liebe Melodiven, Freund*innen & Musikinteressierte,
Allerorten erklingt Weihnachtsdschingeling und Glühwein schwängert die Luft, nicht mehr lang und die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür! Falls ihr noch nach einem passenden Soundtrack sucht, können wir euch die neuste Platte von SABINE KÜHLICH & LAIA GENC "A Swinging X-mas With Friends" empfehlen (s. Tipp #3). Wir verlosen diese CD unter allen, die bis 20.12. unsere heutige Gewinnspiel-Frage richtig beantworten: "Welche Künstlerin setzt sich in ihrem neuen Album gegen Gewalt, soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung ein?" Die Antwort findet ihr im Newsletter. Schickt sie uns in eurer Mail mit dem Betreff "Verlosung" und eurer Postadresse. Wir wünschen Euch ein friedvolles Weihnachtsfest und gemütliche, freie Tage! Kommt gut ins neue Jahr.
Herzlichst,
Eure Mane vom MELODIVA-Redaktionsteam
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THEMEN – AUSGABE DEZEMBER 2019
1) FRIDA ANNEVIK – „Andre Sanger“ (Folk | Indiepop) 2) OLIVIA TRUMMER & HADAR NOIBERG – “The Hawk” (Jazz) 3) SABINE KÜHLICH & LAIA GENC – “A Swinging X-Mas With Friends” (Jazz) 4) TERRI LYNE CARRINGTON & SOCIAL SCIENCE – “Waiting Game” (Jazz | HipHop | R'n'B) 5) KINGA GŁYK – „Feelings“ (Jazz | Funk) 6) ANDREA PANCUR – "Weihnukka" (World) +++ WEITERE REVIEWS AUF MELODIVA+++
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1) FRIDA ANNEVIK – „Andre Sanger“
Folk | Indiepop (Norwegen) Die norwegische Musikerin Frida Annevik wurde seit 2009 u.a. mehrfach mit dem Spellemannsprisen, dem norwegischen Grammy, ausgezeichnet. Nach dem letzten Album „Her Bor“, ihrer bis dahin persönlichsten Platte mit eigenen Kompositionen, wollte sie einen neuen Weg einschlagen und in die Musik anderer eintauchen. Aber sie wäre nicht die sensible Künstlerin, die sie ist, wenn sie sich hinter dem Material der Anderen verstecken würde. Im Gegenteil, sie machte sich daran, die englischen Original-Lyrics ins Norwegische zu übersetzen. So macht sie aus ohnehin poetischen Songs ihre ganz eigene bittersüße Musik. Thematisch dreht sich vieles um lange verborgene Wahrheiten, die man im Laufe des Lebens erkennt. Dass es manchmal schwer ist, die Illusion vom wirklichen Leben zu unterscheiden, besingt sie in Joni Mitchells „From Both Sides Now“ (En Og Annen), mit deren Musik sie aufgewachsen ist. Ein weiterer Titel von Mitchell, der in den USA als Weihnachtslied gespielte Song „River“ (Elv), erzählt wie auch Björks „Unravel“ (Ny tråd) von einer verlorenen Liebe. Mit Siebzehn dem Leben der Anderen, der Schönen und Beliebten, zusehen zu müssen und selbst nicht Teil davon sein, beschreibt Janis Ians „At Seventeen“ (Søtten år). Aber auch Popsongs wie “Think Before I Talk” von Astrid S, Alicia Keys’ “In Common” oder der 90er-Knaller“Say You’ll Be There” von den Spice Girls werden von Annevik einer Tiefengrund-Behandlung unterzogen. Ihre faszinierende Stimme wird von einem warmen, behutsamen Fundament aus Gitarre, Klavier, Bass, Bassklarinette und Schlagzeug getragen. VÖ: 06.12.2019 | Galileo MC | 10 Tracks | Infos
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2) OLIVIA TRUMMER & HADAR NOIBERG – “The Hawk”
Jazz (Deutschland/USA) Wow! Purer, leidenschaftlicher Wohlklang und zwei miteinander verschmelzende Seelenverwandte – das geht mir beim Anhören von „The Hawk“ durch den Kopf. Hadar Noiberg (Querflöte, Effekte, Loops) und Olivia Trummer (Piano, Vocals) sind sich im Mai letzten Jahres zum ersten Mal begegnet, spürten aber sofort eine starke Verbindung und beschlossen, ein Duoprojekt zu starten. Dafür kam die ursprünglich aus Israel stammende Noiberg aus ihrer Wahlheimat NYC nach Deutschland, um für zwei Wochen mit Trummer zu arbeiten. Geplant waren lediglich drei Hauskonzerte, eher Probeauftritte und Material für die Promo, doch es kam anders. Einer der Gastgeber, Michael Fetscher, hielt das Konzert in seinem Holzhaus-Tonstudio im beschaulichen Dorf Steinhilben auf Band fest und die Aufnahmen waren so großartig, die Stücke so reif, dass er jetzt acht Tracks des Live-Recordings auf seinem Label veröffentlicht hat. Zwei Kompositionen sind von Noiberg, fünf stammen aus der Feder der vielfach preisgekrönten – u.a. bekam sie dieses Jahr den Landesjazzpreis Baden-Württemberg - Stuttgarterin Olivia Trummer. Auch ein Cover hat es auf die Platte geschafft: im leichtfüßigen „Here Comes The Sun“ von George Harrison gesellen sich zu Trummers sanftem Gesang geloopte Flötenmelodien. Schön-dunkel bis luftig-leicht sind diese Lieder und sie entlassen die Hörer*innen mit einem grandiosen Höhepunkt, dem verwunschenen „Carossel“, dass ich das Album gleich nochmal anhöre. VÖ: 22.11.2019 | flavoredtune records | 8 Tracks | Infos
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3) SABINE KÜHLICH & LAIA GENC – “A Swinging X-Mas With Friends”
Jazz (Deutschland) Musiker*innen nehmen schon so einiges in Kauf, um ihre Träume zu verwirklichen. Dazu gehört z.B. auch, im Sommer Weihnachtslieder einzuspielen. Die Jazzsängerin Sabine Kühlich, ihre Kollegin an Piano und Gesang Laia Genc und ihre 7köpfige Band hatten dabei aber hörbar großen Spaß (wie auch die Fotos im Booklet zeigen) und bescheren uns einen schwingenden Soundtrack. Der kann einen Weihnachtsabend mit seiner Gesamtspielzeit von fast 65 min. locker einläuten. Er reicht von Weihnachtsklassikern („Winter Wonderland“, „Santa Claus Is Coming To Town“ u.a.) über den Bing Crosby-Hit „White Christmas“ oder Cohens „Halleluja“ zu traditionellem Liedgut wie „Silent Night“. Vieles klingt fröhlich und macht gute Laune, anderes kommt kühl und melancholisch rüber wie „White Christmas“ oder “Schneeflöckchen, Weißröckchen”, das mit Vibraphon, Glockenspiel und Saxophon einen melancholischen Anstrich erfährt. Finnischen Folk gibt es auch: da singt Kühlich vom Tanz mit den Elfen, der einen wachsen lässt, und von tanzenden Rentieren. Genc und Kühlich wechseln sich im Leadgesang ab, sodass die Songs von zwei unterschiedlich schönen Klangfarben getragen werden. Dass letztere ihre Stimme auch gern instrumental einsetzt, wird im Posaunen-Vocal-Duett „Santa Baby“ deutlich, eines der wenigen Weihnachtslieder, die von einer Frau geschrieben wurden. Wenn Weihnachtslieder, dann so!
VÖ: 18.10.2019 | Double Moon | 17 Tracks | Infos
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4) SARAH CHAKSAD ORCHESTRA – “Tabriz"
Jazz | HipHop | R'n'B (USA) „Eine gelungene Kampfansage mit dem Hashtag #jazzwithoutpatriarchy“, begeistert sich die Zeitschrift Jazzthing über das neue Album der Schlagzeugerin und Produzentin Terri Lyne Carrington „Waiting Game“. Die Grammygewinnerin leitet am renommierten Berklee College in Boston das Institut für Jazz and Gender Justice, jetzt setzt sie mit ihrer neuen, sechsköpfigen Band Social Science ein klares politisches Statement. Am Tag nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl schrieb sie den Text zum Titelsong des Albums. Kurz darauf gründete sie mit dem Pianisten Aaron Parks und dem Gitarristen Matthew Stevens eine neue Band. Im eindrucksvollen Opener geht es um das amerikanische Strafvollzugssystem, „Bells (Ring Loudly)“ thematisiert Polizeigewalt, “Pray the Gay Away” Homophobie. Voller aufgestauter Energie, ein bisschen bedrohlich, kreuzen die fünfzehn Tracks Jazz mit HipHop und R’n’B und Spoken words mit Gesang. Auf CD 1 lässt sie Künstler*innen wie Rapsody, Debo Ray, Meshell Ndegeocello und Maimouna Youssef zu Wort kommen. Auf “No Justice (for Political Prisoners)” sind zudem Audiosamples von Bürgerrechtler*innen und Aktivist*innen wie Assata Shakur, Angela Davis und Mumia Abu Jamal zu hören. Die zweite CD enthält eine vierteilige, rein instrumentale Improsuite mit Namen „Dreams And Desperate Measures“ (auf Deutsch: Träume und Verzweiflungstaten), an der u.a. Esperanza Spalding mitgewirkt hat. VÖ: 08.11.2019 | Motéma Music | 11 + 4 Tracks | Infos
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5) KINGA GŁYK – „Feelings“
Jazz | Funk (Polen) Ich hatte selbst beim W-Festival 2018 das Vergnügen, die 22jährige polnische Bassistin Kinga Głyk mit ihrer Band zu erleben. Einen Teil des fantastischen Konzerts saß sie ganz unprätentiös im Schneidersitz auf dem Boden, immer ganz im musikalischen Flow mit ihrer Band. Mit dabei ihr Vater, ein in Polen bekannter Jazzschlagzeuger, der ihr die Liebe zum Jazz nahegebracht hat, und mit dem sie schon ab dem zarten Alter von 12 in der Band „Glyk P.I.K. Trip“ in ganz Polen auftrat. Sie hat nie eine Musikschule besucht, nimmt hin und wieder Privatstunden, hat sich das Meiste selbst beigebracht. Mit ihren Coverversionen auf Youtube, allen voran der jazzigen Soloversion von Eric Claptons „Tears in Heaven“, machte sie die großen Majorlabels auf sich aufmerksam. Sie kam bei Warner unter Vertrag - und das mit gerade mal 20 Jahren - und hat in den letzten beiden Jahren unzählige Festivals und Clubs bespielt. Der Jazz ermögliche ihr, zu spielen, was sie fühlt, hat sie einmal in einem Interview gesagt. Und diese Gefühle sind jetzt auf ihrem viertes Album „Feelings“ zu hören, verpackt in groovige Kleider von Jazz über Funk zu Disco und Ambient. Bei mir zündet das Album sofort, neben tanzbaren Tracks enthält es langsamere Stücke wie „What Is Life“ oder „Ballada“, die einen angenehmen Kontrast bilden und in denen sich Głyk nicht nur als fabelhaft-fingerfertige, sondern auch gefühlvolle Bassistin erweist. Kinga Głyk ist im Frühjahr auf Tour in Deutschland, Frankreich und Österreich, wer sie sich nicht anschaut, ist selbst schuld. VÖ: 01.11.2019 | Warner | 12 Tracks | Infos
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6) ANDREA PANCUR – "Weihnukka"
World (Deutschland) Die Sängerin und Schauspielerin Andrea Pancur singt gern jiddische Lieder und kombiniert sie mit anderen Musikgenres. Für ihr Projekt "Alpen Klezmer“ hat sie 2014 beim TTF Rudolstadt zusammen mit Ilya Shneyveys den Deutschen Weltmusikpreis RUTH bekommen. Als ihr Labelchef mit der Idee an sie herantrat, doch mal eine Weihnachts-CD zu produzieren, lag es für sie daher nahe, Weihnachten mit dem jüdischen Feiertag Chanukka zu verbinden. Das Ergebnis ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit diesen beiden Festen und ihren Traditionen. Beide würden um die Wintersonnenwende herum gefeiert und forderten die Menschen auf, eine bessere Zukunft zu schaffen, schreibt sie im Booklet. Dort erfahren wir auch, dass Chanukka an die Befreiung von Besatzern durch einen bewaffneten Aufstand erinnert, in der Antike und gegen die Nationalsozialisten in den 40ern. Die CD erfordert Aufmerksamkeit, auf Jiddisch und Bayrisch singt Pancur von winterlicher Kälte, von Partisanenmärschen und vom Abschied für immer, aber auch von der Hoffnung auf eine bessere Welt, in der die Menschen befreit von Herrschaft in Frieden leben können. Dazwischen gibt es einen wunderschönen Jodler und ein andächtiges, rein instrumentales Hirten-Doyna. „Kommet, ihr Hirten“ verbreitet mit Rahmentrommel, Flöte und Chor eine Prise Mittelalterflair. Mit „Weihnukka“ beweist sie erneut, dass sie als „wichtigste Vertreterin der jiddischen Kultur in Deutschland” (Der Neue Tag) gefeiert wird. VÖ: 15.11.2019 | Galileo MC | 13 Tracks | Infos
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WEITERE MELODIVA-REVIEWS...
Ihre Fans mussten lange darauf warten, werden aber auf dem zehnten Album „Of Moons And Dreams“ des Freiburger CÉCILE VERNY QUARTETS mit einer ausdrucksstarken Mischung aus Jazz- und Pop-Elementen und 17 wunderbaren Titeln belohnt +++ Nach 5 Jahren Pause melden sich MORCHEEBA mit ihrer neuen CD "Blaze Away" zurück, die auch in Duobesetzung mit vollen, rauchigen Vocals und charakteristischen Trip-Hop-Basslinien besticht und so manch Überraschendes bereithält +++ Auf ihrem Debütalbum „Op. 2“ suchen der Jazzmusiker STANISLAV YUDIN und die Folk-Sängerin ASNATE RANCĀNE die kreative Begegnung mit dem jeweils anderen Genre und erschaffen so einen ganz eigenen experimentellen Stil
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Auf MELODIVA findet Ihr weitere CD-Reviews sowie Infos, Reports und Konzert- und Workshoptermine: http://www.melodiva.de.
Wenn Ihr Tipps & Infos für den nächsten Monat habt, meldet Euch wie immer bei uns unter musik@melodiva.de!
Wer diesen Newsletter trotz seines überaus informativen, sorgfältig recherchierten und interessanten Gehalts in Zukunft lieber nicht mehr bekommen möchte, kann sich hier austragen. Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Eure Melodivas:
Hildegard Bernasconi, Maria Bätzing, Marie Koppel & Mane Stelzer und
die Vorstandsfrauen: Gabi Rummel, Katrin Zurborg und Uta Wagner.
Copyright – http://www.frauenmusikbuero.de,
http://www.melodiva.de
fon: +49 (0)69-4960-848
IMPRESSUM: FRAUEN MUSIK BÜRO,
ein Projekt des Trägervereins: Frauen machen Musik e.V.,
Roßdorferstr. 24, 60385 Frankfurt, Vereinsregister Frankfurt Nr.: 9878
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